Wenn man durch die Straßen von München schlendert, sucht man vergeblich nach alternativen Kulturangeboten. Diese werden oft an den Rand der Stadt gedrängt und so nur für jene “In The Know” direkt zugänglich. Schade eigentlich: Dabei hat die Münchener Szene viel zu bieten. Das Bergson Kunstkraftwerk möchte mit einem neuen Festival dazu beitragen.
Zehn Konzerte in einem Zeitraum von etwa acht Wochen. Meine Zeit zwischen dem 20. September und Mitte November war in diesem Jahr bestimmt von kleineren und größeren Shows. Ein Rückblick auf meinen Herbst in Deutschlands Konzerthallen.
Thees Uhlmann und seine Band beenden im Kölner Palladium ihr Konzertjahr und ihre Tour 2019. Das „größte Konzert ever“ dauert über zwei Stunden und hält einige Überraschungen, lustige Anekdoten und Kölner Prominenz parat.
Dass Kraftklub-Frontmann Felix Kummer kürzlich ein Soloalbum veröffentlichte, das so ganz anders als das Oeuvre seiner Band ist, ist ein großartiger Befreiungsschlag. Dass dieser im Hamburger Gruenspan entsprechend gewürdigt wird, ist dankbar. Doch das Konzert offenbart auch, dass es zur Kompromisslosigkeit noch ein weiter Weg ist.
"It's a fucked up world, so we need fucked up music" – Dieses Zitat des Sängers Jesse Barnett bei dem Stick To Your Guns Konzert im Kölner Palladium trifft es auf den Punkt. Ein Konzert mit viel Power und super Stimmung, bei dem aber auch Zeit für ernste Ansagen und sentimentalere Stücke bleibt.
Von Minute Eins ihres Heimspiels 2019 ziehen die Rogers großzügig alles aus dem Konzerte-Überraschungssack, was geht: Sie begraben ihre Fans unter Konfettimassen, bringen mit der Lichtshow auch Nicht-Epileptiker zum Zucken, zerren Überraschungsgäste auf die Bühne und verteilen dabei ganz viel Liebe.
The Aristocrats gehören zu den Exoten unter den Rockbands. Nicht nur haben die drei Mitglieder das Abschlusszeugnis einer Musikhochschule in der Tasche, auch ihr Songwriting entspricht viel eher dem eines klassischen Jazz-Trios. Bei ihrem Auftritt in der Hamburger Fabrik verdeutlichen die US-Amerikaner auf beeindruckende Weise, warum sie zum Hochadel des virtuosen Fusion-Rocks gehören.
Die beste unbekannte Band Deutschlands arbeitet vehement am zweiten Teil dieser Zuschreibung. Bei ihrem Tourabschluss in Hamburg ernten Kora Winter die verdienten Früchte ihrer jahrelangen Arbeit, denn in der Astrastube begegnen sie Menschen, die ihre Botschaft begriffen haben.
Nach dem strittigen fünften Studioalbum ging es für Being As An Ocean daran, die neuen Songs live zu performen. Die ziemlich poppigen Songs fanden bei den meisten Fans wenig Gegenliebe, überraschend hingegen war die Performance auf, beziehungsweise vor der Bühne.
Hitze, Schweiß, Körperkontakt, Alkohol, und jede Menge gröhlende Menschen. In so wenige Stichworte lässt sich ein Konzert von Liedfett oberflächlich zusammenfassen. Auf der „Goldene Zeiten“-Tour steckt in diesem Herbst bei genauerer Betrachtung aber mehr dahinter als stupider Exzess á la Liedfett.