Marks Jahresrückblick 2025
26.12.2025 | Mark Schneider
Album des Jahres
Es ist Dezember. Standesgemäß tobt in den sozialen Medien der in den Stories ausgetragene Kampf zwischen Spotify Wrapped und "Kauft bitte mehr Merch und Tonträger, damit die Künstler*innen wirklich etwas von eurem Konsum haben". Da das eine das andere nicht ausschließen muss, hat mir mein Wrapped vor Augen geführt, wie viel Focus. ich im vergangenen Jahr gehört habe. Ein Grund dafür war das empfehlenswerte und so herrlich frische neue Album "nie nur 'ne Phase". Ein Album mit einem Opener, der direkt den Weg ebnet für die Reise durch diese Platte, auf der es neben Alkohol und Liebe auch klare Haltungen und eine Ballade über einen Park zu entdecken gibt.
Konzert des Jahres
Im Jahr 2025 habe ich die Quote Konzert/Jahr für mich persönlich auf ein neues Rekordlevel gebracht. Dabei habe ich mir viele Bands angesehen, wie zum Beispiel Turbonegro oder Perkele (an einem Wochenende), die schon lange auf meiner To-Do-Liste standen. Alles in Allem habe ich ausnahmsweise bis auf die völlig überfüllte Live Music Hall bei Turbonegro nicht einmal etwas zu bemäkeln. Durch die Bank weg waren alle Konzerte geprägt von freundlichen Menschen, noch freundlicherem Personal und den perfekten Begleitungen. Da der Award hier aber vergeben werden muss, möchte ich das von mir in diesem Jahr zum ersten Mal besuchte Limewood Festival in Limburg besonders hervorheben. Ein perfektes Line-Up, eine tolle Organisation und der perfekte, erste richtige Sommersamstag um die Saison zu eröffnen.
Neuentdeckung des Jahres
Diese Bühne gehört den vermeintlich Kleinen:
- Dankeschatz habe ich im Januar kennengelernt und im Juni keine zehn Minuten von zu Hause entfernt bei einsetzendem Regen auf der Bühne sehen dürfen. Kurze, präzise, scheppernde Titel. Reinhören!
- Focus. (siehe Album des Jahres)
- Gar nicht mehr so unbekannt und im Vergleich zur Redaktion bin ich mal wieder ziemlich spät dran: Kind Kaputt! Im Rahmen des Limewood Festivals und der Co-Headliner-Tour mit Sperling haben Kind Kaputt sich langsam aber zielstrebig in den innersten Kreis meiner aktuellen Lieblingsbands gespielt.
Plattensprung Albumwichteln: The Chisel - "What A Fucking Nightmare"
Kai Weingärtner
Full Disclosure: Die zufällige, verdachtsunabhängige Drittinstanz, die wir für unser notariell geprüftes Wichtellosverfahren eigentlich eingeplant hatten, hat uns kurzfristig abgesagt, deshalb habe spontan ich als Losfee hergehalten, und wusste somit sehr schnell, wem ich eine (hoffentlich) musikalische Freude machen durfte. Mark ein Album zukommen zu lassen, erwies sich für mich aus gleich mehreren Gründen als Herausforderung, denn a) wollte ich ein Album verwichteln, dass Mark noch nicht kennt, dass ihm b) gefällt und das c) auch mir gefällt. Nun ist es so, dass unsere Musikgeschmäcker zwar durchaus Schnittmengen haben, sich Mark aber (so zumindest meine Wahrnehmung) in dieser Schnittmenge weit besser auskennt als ich. Dementsprechend bot sich für mich der Sprung in (bzw. über) internationale Gewässer an: The Chisel aus England haben nicht nur den vielleicht besten Bandnamen der letzten 10 Jahre, sondern auch eine Vorliebe für rotzigen, knarzenden, oldschooligen Punk-Sound, der musikalisch zwar weit über schnödes Akkordgekloppe hinausreicht, dabei aber nie die Bissigkeit verliert. Ich hoffe du hattest Spaß mit "What A Fucking Nightmare", lieber Mark!
Mark Schneider
Ich verrate an dieser Stelle ein paar Interna: Kai hat mich bei der Übergabe von "What A Fucking Nightmare" als den "Hausexperten im Thema Punkrock" für ihn betitelt. Das ist zwar eine große Ehre, aber natürlich genauso großer Quatsch. Menschen hören, das ist die Natur der Sache, am meisten ihre Lieblingsgenres. Bei mir ist eines davon sicherlich Punkrock, also schreibe ich am Ende einen Text über drei Akkorde, eingängige Refrains und wie wichtig Messages sind: Fertig ist die Punkrockrezension. Würdet ihr mir jetzt aber mit Subgenres und Definitionen kommen, kann ich in den meisten Fällen immerhin noch Deutsch von Englisch unterscheiden. Umso spannender ist es, dass Kai mir eine englische Punkrockplatte zum Jahresabschluss serviert, die The Chisel aus London im Jahr 2024 herausgebracht haben, auch wenn das Album im Moment der ersten Annäherungen produktionsbedingt und hoffentlich mit voller Absicht älter klingt. Die musikalische Arbeit auf "What A Fucking Nightmare" geht weit über die üblichen drei Akkorde hinaus (im Gegenteil: Mehrstimmige Gitarren sind das Stichwort!) und das Album hat einen wunderbar britischen, rauen und doch wärmenden Charme. So als würde der nasskalte Regen an die Scheiben des Lieblingspubs prasseln, während einem gerade in einer absoluten Wohlfühlatmosphäre ein neues Pint Ale serviert wird. Ich hoffe ihr wisst was ich meine, denn passende Bilder mit Worten zu malen zähle ich nicht zu meinen allergrößten Stärken. Spannende Alben als solche anzuerkennen dafür umso mehr.
Mark Schneider
In Marks ländlicher Heimat fährt der letzte Bus kurz nach der Tagesschau (die um 20:00 Uhr). Die Nähe nach Köln, Frankfurt oder Wiesbaden hält ihn jedoch nicht davon ab, ständig auf Achse zu sein. Ob kleine Acts im Club oder Musikgiganten vor Tausenden: Besucht wird, was laut ist und Spaß macht! Dabei sind im Genre (fast) keine Grenzen gesetzt.