Yungblud und "Idols": Deep Dive Back In Time
07.07.2025 | Mark Schneider

Yungblud und "Idols" ist für mich mal wieder ein ziemlicher Kaltstart. Die Musik des Briten hat bisher in mein sowieso schon viel zu volles Universum an Künstler*innen und Genres einfach keinen Zugang gefunden. Dieser Zugang ist oft Zufall, sodass Yungblud und mir der Zufall auf dieser Ebene bisher einfach noch nicht vergönnt war. Bei "Idols" handelt es sich um das vierte Studioalbum eines jungen Menschen, der in noch jüngeren Jahren mit sechzehn nach London zog und seitdem für die Musik brennt. Es folgten nicht nur Auftritte bei zum Beispiel Rock am Ring, sondern auch eine anstehende Tour im Herbst 2025 unter anderem mit Stopps in Düsseldorf (Mitsubishi Electric Halle), Berlin (Uber Eats Music Hall) oder der Sporthalle Hamburg, nur um die Größenordnung des Künstlers einschätzen zu können.
Ein erster Blick auf die Daten zur ersten Hälfte eines angekündigten Doppelalbums lassen aufhorchen: Beinahe 48 Minuten Spielzeit! Das sind zwei stabile Punkrockalben, mit denen ich mich sonst so rumschlage. Dazu ein Opener, "Hello Heaven, Hello", der mit über neun Minuten Spielzeit ein Album einleitet, das mit all diesem Hintergrundwissen mehr als nur neugierig macht, und das sich nach dem Gegenhören einiger der älteren Songs von Yungblud doch deutlich von diesen unterscheidet. Meine Ausflüge in die ersten drei Alben von Yungblud machen schnell klar, dass der Künstler bisher eher im mit Rap fazierten Pop-Punk zu Hause war, die Nummer mit MGK ("Acting Like That") kenne ich tatsächlich schon. Mit "Idols" folgt nun der große Umbruch.
Der erwähnte Neun-Minuten-Opener "Hello Heaven, Hello" zeigt in seinen verschiedenen Phasen ziemlich deutlich auf, wohin die Reise für Yungblud auf diesem Album gehen soll: Backroundgesang, Streichinstrumente, ein astreines Gitarrensolo mittendrin. Das alles ergänzt einen Sound, der wohl am besten als Rock durchgeht, dem man seine britische Herkunft durchaus anhört. Wer die alten Rapelemente vermisst, wird zwar im Ansatz in "Lovesick Lullaby" noch einmal fündig, schaut im Großen und Ganzen jedoch in die Röhre. Stattdessen verfolgt "Idols" einen gänzlich anderen Ansatz und bedient am Ende wohl auch eine komplett andere Zielgruppe. Ich könnte dieses Album meinen Eltern bedenkenlos vorspielen und würde dafür breite Zustimmung ernten, anders als bei den Platten zuvor. Immerhin klingt "Idols Pt. 1" ein wenig nach Simple Minds und auch der Rest des Albums an vielen Stellen so, als wäre es bereits einige Jahre oder Jahrzehnte als und nicht erst im Jahr 2025 von einem 27 Jahre alten Künstler veröffentlicht worden. Im Verlauf der zweiten Hälfte des Albums verliert dieses für mich zwar etwas den Reiz, eignet sich zum "nebenbei laufen lassen", ohne das übliche "Mach doch mal den Krach aus" zu kassieren, jedoch allerbestens. Zudem ist "Idols" eine Reife und ein Hang zu Hymnen zu attestieren, wie es Künstler im Alter von Yungblud nicht allzu oft zusammen bringen.
Wertung
Vor allem die erste Hälfte dieses Albums hat mir einige Stücke beschert, die in Erinnerung bleiben werden und ihre Daseinsberechtigung in meinen Playlists haben werden. Zugegeben, je öfter ich das Album "weird!" aus dem Jahr 2020 gehört habe, desto mehr habe ich mich auch mit dem "alten" Sound von Yungblud angefreundet. Doch auch "Idols" mit seinen Rockhymnen, als würden sie aus dem letzten Jahrtausend stammen, hat durchaus seinen Charme!

Mark Schneider
Mark kommt aus der wunderschönen, ländlichen Provinz zwischen Siegen und Marburg an der Lahn. Ob kleine Acts im Club oder Musikgiganten vor Tausenden: Besucht wird, was laut ist und Spaß macht! Dabei sind im Genre (fast) keine Grenzen gesetzt.