Mumford & Sons und "RUSHMERE": Rolle rückwärts
16.04.2025 | Mark Schneider

Abseits der Musik war es zwischen "Delta" und "RUSHMERE" alles andere als ruhig um die britische Folk-Rock-Band Mumford & Sons. Winston Marshall hat im Jahr 2021 die Band nach Kritik der Fans an einem von ihm verfassten Tweet verlassen, da er "der Band mit seinen politischen Äußerungen nicht schaden wolle" (Wikipedia). Ohne die Beweg- und Hintergründe zu breit treten zu wollen, sei an dieser Stelle auf den verlinkten Artikel verwiesen, der mit seinen Quellen genug Informationen zum Ablauf von Marshalls Aus bereit hält.
Kümmern wir uns daher lieber um das Musikalische: Mumford & Sons sind endlich zurück! Und auch wenn "Delta" auch bei uns mit ziemlich guten Bewertungen ausgestattet wurde, beschrieb Marco auf diesem Album auch "groovige Soul-Popper", "elektronische Konzeption" oder "Liebeleien mit Ed Sheeran". Hier reichen wenige Minuten von "RUSHMERE" für die Erkenntnis aus, dass bei den Briten nicht nur der Banjo-Mann (in Persona, nicht musikalisch, man höre "Rushmere" als Titeltrack) die Band verlassen hat, sondern auch diese ganzen Elemente, die die Band seit dem Debütwerk "Sigh No More" rund um ihren Riesenhit "Little Lion Man" dazugedichtet hat, zu ganz großen Teilen ebenfalls über Bord geworfen wurden.
Im Ergebnis steht nun ein Album, welches einen gewaltigen Schritt zurück geht, ohne dass "Delta" beziehungsweise die Reaktionen darauf das wirklich gefordert haben. Ein Album, das einen Kreis zurück zum "reinen", anfänglichen Sound der Band schließt. Wenn zum Beispiel "Where It Belongs" als Paradebeispiel in seiner minimalistischen Art ertönt, der mehrstimmige Gesang lediglich von Gitarrensaiten und Keyboardklängen begleitet seinen Weg ins Bewusstsein der Hörenden findet, dann beweisen Mumford & Sons einmal mehr, dass so viel am Ende auch aus so wenig bestehen kann. Wenn das ohne an musikalischer Relevanz einzubüßen gelingt, dann können die Vorzeichen für ein Album dieser Band kaum besser stehen. Und ist die Welt da draußen auch gerade wild, chaotisch, ja sogar angsteinflößend oder besorgniserregend: Mumford & Sons schaffen einen Ruhepol, einen Rückzugsort, um die eigenen Gedanken zu beruhigen und neu zu sortieren.
Wertung
Bands und Künstler*innen bestreiten Reisen. Alle schreien nach Weiterentwicklung. Wenn diese Weiterentwicklung aber auch aus personellen Gründen heraus einen Kreis schließt und Mumford&Sons auf einmal umso mehr klingen wie ganz am Anfang... Was dann? Nie war diese Frage für mich einfacher zu beantworten als im Fall von "RUSHMERE": Egal wie unterhaltsam der Weg zu diesem Album auch war, egal wie wenig Kritik es im Großen und Ganzen an der Reise von Mumford&Sons gab, musikalisch steht diese Band im Jahr 2025 wieder so da, wie sie einfach am allerbesten klingt.

Mark Schneider
Mark kommt aus der wunderschönen, ländlichen Provinz zwischen Siegen und Marburg an der Lahn. Ob kleine Acts im Club oder Musikgiganten vor Tausenden: Besucht wird, was laut ist und Spaß macht! Dabei sind im Genre (fast) keine Grenzen gesetzt.