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Reviews

Tame Impala und “Deadbeat”: I’m a loser, baby

31.10.2025 | Nataly Sesic

Nach fünf langen Jahren veröffentlicht Kultmusiker Tame Impala endlich sein neustes Werk. “Deadbeat” soll die Fehler und Unsicherheiten der nicht-so-wilden 20er von Multiinstrumentalist Kevin Parker beleuchten und wandert, wie schon Alben zuvor, weiter weg von den initialen Rock-Rhythmen des Musikers und mehr in Richtung R&B- und Club-Sounds.
©
Spotify

Wenn man “Tame Impala” in Google eingibt, wird man erst mal mit der altbekannten Pokémon-Frage konfrontiert: Is Tame Impala a boy or a girl? Knapp darunter öffnet sich eine ganze Ziehharmonika an ähnlichen Fragen rund um Identität und Musik des Künstlers. Mein persönlicher Favorit ist das zweideutige “What is Deadbeat about Tame Impala?”, dicht gefolgt von “What disorder does Tame Impala have?” 
Letzteres beantwortet ich kurz und bündig: Kevin Parker “leidet” an Synästhesie, eine Wahrnehmungsform, die es ihm erlaubt, Farben durch Musik zu sehen. Worum es im neuen Album “Deadbeat” geht, bedarf etwas mehr Ausführung.

Tame Impala ist das Projekt des australischen Multiinstrumentalists und Produzenten Kevin Parker. Das Projekt – Band wäre zu viel gesagt, da Parker so viel vom musikalischen und produktionellen Aufwand betreibt, dass es sich bei Tame Impala eher um einen Solo-Künstler handelt – lässt sich im Großen und Ganzen im Psychedelic Pop-Rock ansiedeln. Die Musik ist stark durch Effektpedals geprägt, und Parkers Setup hat viele moderne Psychedelic-Rock-Bands in ihrer Aufnahme- und Live-Methodik inspiriert. Im Studio ist Parker ein Einzelkämpfer, erfreut sich an der “awesome symphony of sound”, die durch sein fortgeschrittenes Setup entsteht. In einem Live-Setting wird er durch Musiker unterstützt, wobei diese die neuen Songs in der Regel erst in die Finger kriegen, nachdem sie fertig aufgenommen sind. 
Die Musik von Tame Impala lebt irgendwo im Spannungsfeld zwischen Parkers, wie er selbst sagt, “fetish for for extremely sugary pop music” und seiner Liebe für "fucked-up explosive cosmic music”. Noch bevor man sich eine genaue Meinung zu Tame Impala bildet, so spürt man zumindest, dass es sich hier um ein sehr besonderes, individuell von Parkers Neugier geprägtes, Projekt handelt. 

Wer Tame Impala nicht kennt, kennt zumindest die extrem sicke Bassline in “The Less I Know The Better” – das ist meine Behauptung und ich bleibe dabei. Wer im neuen Album, oder in den Alben vor und nach “Currents” diese spezifische Art von Funk erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht sein. Während die sicher bekannteste Platte von Tame Impala atmosphärisch an Zeitgenossen wie MGMT und Phoenix erinnern, ist das Folgealbum “The Slow Rush” deutlich introspektiver. “Deadbeat” ist das fünfte Studioalbum von Tame Impala und schlägt erneut neue Wege ein. 

Laut Parker geht auf “Deadbeat” um eine Reflektion seiner 20er. Es macht Sinn, dass ein Mensch, der sich in die vermeintlich “ernste” Phase seines Lebens bewegt, einen Blick über seine Schulter werfen will. Der Kontrast zwischen dem Narrativ seiner 20er, dem Bild vom liebenden Vater und Kind als Cover und der (von Fans völlig zerrissene) Titel “Deadbeat” könnte eine spannende Storytelling-Reise sein; wie sich Parker vom “Deadbeat” seiner 20er zu dem Mann gewandelt hat, der er heute ist. Schon im Opener “My Old Ways” fühlt sich der Fidelity-Shift an, als habe er den Hebel einer Zeitmaschine bedient und sich so in seine Vergangenheit begeben.

Zumindest dachte ich, dass es das ist, worauf Parker hinaus wollte. Ich merke schnell, dass ich mich geirrt habe. 

An vielen Stellen entdeckt man etwas Regressives in Parkers Songwriting. Selbst nach Jahren des Erfolgs, der Fans, des Gelds, seiner Ehe und nun zwei Kindern, scheint er sich nie ganz von dem Outcast-Image getrennt zu haben, das vor allem die “Lonerism”-Ära definiert hat. Parker hatte stets das Talent, die Einsamen, die Uncoolen anzusprechen; selbst in seinem größten Hit, “The Less I Know The Better” positionierte sich Parker als der ungeliebte Dritte. Das wirkte charmant auf “Lonerism” und “Currents", jetzt, wo Parker in seinen 40ern ist, klingt sein Geständnis, dass er abends lieber illegal Family Guy streamt als mit Freund:innen auf die Piste zu gehen ein wenig fragwürdig. Nicht, dass ich all meine Tage auf dieser vermeintlichen “Piste” zubringe, in der Regel sitze auch ich zuhause und streame illegal Bob’s Burgers. Doch irgendwie hebt sich bei mir die Augenbraue bei solchen Aussagen. Hast du nicht zwei kleine Kinder zuhause, Kevin? Schaut ihr zusammen Family Guy? Ja, es geht um seine 20er, ja, es ist ein Blick in die Vergangenheit. Allerdings stelle ich mir die Frage, wozu dieser Blick überhaupt notwendig war. 

“My Old Ways” – Das Album startet stark mit “My Old Ways”. Der fließende Wechsel vom intimen, low-fidelity Start des Tracks zum treibenden Klavier schlägt, entschuldigt den Wortwitz, genau den richtigen Ton an. Für mich steht Tame Impala für musikalische Neugierde; Parkers Teilnahme an so vielen musikalischen Projekten, seine Kooperation mit unterschiedlichsten, auch stark genrefremden, Künstler:innen und seine experimentelle Herangehensweise an Albumproduktion verspricht Innovation.

“No Reply” – Hintergedanken zu Parkers emotionaler Reife zum Trotz ist “No Reply” der wohl eingängigste Track auf dem Album. Schon die klimperige Instrumentierung schafft es, das Gefühl sozialen Unwohlseins perfekt zu transportieren. “I just want to seem like a normal guy” ist ein persönlicher Angriff auf mich ganz speziell, Anzeige ist raus. 

“Dracula” – Ein Track, der mir besonders viel Freude bereitet, ist “Dracula”. So ein mancher Tame Impala-Fan mag den Song als albern bezeichnen – das tue ich auch, und das auf die beste Weise. Ich bin nicht so zum Snob verkommen, dass ich mich nicht für einen humorvollen Uptempo-Song begeistern kann. “Dracula” ist sicher der funkigste Track auf “Deadbeat” und erinnert in vielerlei Hinsicht an die vielen “Sidequests”, die Parker seit dem letzten Album hinter sich hat, darunter Songwriting für den Barbie-, Minions- und Dungeons & Dragons-Film. Interessant finde ich, dass Parker in einem Interview mit Zane Lowe von Apple Music zugibt, er wollte mit “Dracula” einen Song schaffen, der wie eine Max Martin-Produktion klingt. Wie schon zuvor “zugegeben” ist Parker ein bekennender Pop-Fan; eine absolute Sünde in den coolen Kreisen, die Tame Impala für sich deklariert haben. “Dracula” macht Spaß; es ist ein Mosaik all der kleinen und großen humorvollen Punkte des Albums.

“Loser” – Musikalisch gefällt mir “Loser” sehr gut. Der fast reggaehafte Refrain schafft den Spagat zwischen billigen Selbsthass und augenzwinkernder Ironie. Als eine von drei Singles, zusammen mit “Dracula” und “End Of Summer”, hat der Track besondere Aufmerksamkeit generiert – und so manchen Fan, der sich bereits mit dem Titel des Albums schwer tat, noch weiter verunsichert. 

Ich bin ein stolzer Loser und konnte der Diskussion rund um die Titel nur unbewegt mitverfolgen. Was mich jedoch negativ gecatcht hat – zugegebenermaßen genau so pingelig wie die Titel-Diskussion – ist das Single-Cover. Bin ich die Einzige, die es peinlich findet, wenn Leute über 16 den Mittelfinger in die Kamera halten? Es passt zu dieser vermeintlichen Vergangenheitsreise, die Parker mit “Deadbeat” zu wagen meint. Leider passt es auch zu der Kritik, dass Parker an vielen Stellen des Albums wirkt, als wäre er in seiner Entwicklung stehen geblieben. 

So ganz erschließt sich mir die eingangs erklärte Reise in seine 20er nicht. Ich sehe keinen Spannungsbogen, während dem unser Deadbeat zum vermeintlichen Helden wird. Manch einer mag sagen, Parker hatte gar nicht den Anspruch eine richtige Geschichte zu erzählen, es ginge vielmehr darum, das Gefühl junger Verwirrtheit zu skizzieren. Wenn das so ist, dann frage ich mich, wieso mir ein Mann in seinen 40ern dieses Gefühl skizzieren soll, und nicht jemand, der gerade in dieser Phase steckt oder mit wenig Abstand zurückblickt – oder eben mit sehr viel mehr Abstand. Wenn der Zweck der Platte textlich nur darin besteht, nochmal alte Nudeln aufzuwärmen, schwächt das “Deadbeat” enorm. Denn Parker gibt keine neuen Perspektiven preis, hat keine neuen Lehren aus dem Rückspiegel der Weisheit parat. So richtig macht dann auch der Titel keinen Sinn mehr. Die 20er sind dazu da, sich wie ein Idiot zu fühlen. Als “Deadbeat” kann man nur jemanden beleidigen, der wirklich was zu verlieren hat. 

Nachdem bereits “The Slow Rush” an vielen Stellen die Rock-Wurzeln von Tame Impala gegen treibende EDM-Beats ausgetauscht hat, experimentiert Parker auf “Deadbeat” weiter mit R&B-Sounds und gemächlichen Club-Beats. Ich kann mir beim besten Willen weder die Musik von Tame Impala noch Parker selbst in einem Club vorstellen; doch musikalisch wirkt das Album weniger wie etwas, das ein:e DJ in der Disco auflegt und mehr wie ein Soundtrack für entspannte Work- und Study-Sessions oder die Hintergrundmusik eines coolen Cafés. Das ist nicht immer stimmig, doch es passt zum allgemein eher entspannten Rhythmus des Albums. 

Die Reaktionen zu “Deadbeat” sind, wie man diplomatisch so schön sagt, polarisierend. Pitchfork hat eine bitterböse 4.8 vergeben, YouTube-Musikkritiker Anthony Fantanos 2 hat im Tame Impala-Subreddit zu einem gemeinschaftlichen Men In Black-Moment geführt, seitdem niemand im Sub mehr zu wissen scheint, wer Fantano überhaupt ist. Im selben Sub bezeichnet ein User “Deadbeat” als “truly authentic H&M commercial music”. Zugegeben, ich habe gelacht. 

Die Resonanz schwingt gewaltsam von “album bad” hin zu “lasst uns alle Spaß haben”. Parker selbst postet auf Instagram einen Blick aus dem Fenster mit der Caption: “Just remember guys when it comes to music everyone’s allowed to think whatever they want to think” – also kurzgesagt: touch grass. Ob das die reifste Reaktion auf Kritik zu seinem Album ist, sei dahingestellt. Kunst ist bekanntlich subjektiv, aber es ist nicht so, als wäre die Kritik seiner lange eingefleischten Fans unbegründet. 

2024 verkauft Parker seinen kompletten Musikkatalog, vergangen und zukünftig, an Sony Music Publishing. Das katapultiert ihn direkt auf die “Young Rich List” der Australian Financial Review – denn über den Katalog von Tame Impala hinaus beinhaltet die Akquisition auch die Songs, die Parker unter anderem für Rihanna, Travis Scott und Dua Lipa geschrieben hat. Es ist nicht zu erwarten, dass Parker das Musizieren niederlegt, unabhängig von Pitchfork und Co. Da Sony Music nun auch die Rechte an zukünftigen Projekten besitzt, könnte das dazu führen, dass eine neue Regelmäßigkeit von EPs und Alben eingeführt wird – große Labels sind schließlich dafür bekannt, ihre Künstler:innen zeitlich gerne zu triezen. Die Einnahmen durch Tonträger versiegen; die Musikindustrie sucht andere Stellen, an denen sie mit ihren Künstler:innen Geld machen können. Was das genau für Parker und Tame Impala bedeutet, ist noch unklar.

Beste Tracks: My Old Ways, No Reply, Dracula

6.8

Wertung

Wenn Musiker:innen ihren Sound verändern, führt das unumgänglich zu Krach in der Fangemeinde: Während die Einen darauf versessen sind, immer wieder dasselbe Album mit einem neuen Albumcover zu kaufen, schützt die andere Seite verbissen das Recht der Künstler:innen, sich auszuprobieren, unabhängig von Qualität oder Kohärenz. Wie man Kunst aufnimmt, ist bekanntlich auch immer abhängig davon, was man von dieser Kunst erwartet. Wer einen Aufwasch von “Currents” sucht, ist sicher enttäuscht. Wobei ich mich frage, wieso manche Fans scheinbar die Jesus-artige Wiederauferstehung eines 10-Jahre-alten Albums erwartet haben. “Deadbeat” ist ein angenehmes Kaffeehaus-Album mit einzelnen Ausreißern, die zwar nicht zum Tanzen einladen, aber zumindest dazu, die Schultern energisch von links nach rechts zu bewegen. Genreflexible Tame Impala-Fans werden Freude an Tracks wie “Dracula” finden, Fans die dagegen Lust auf die psychedelischen Töne vergangener Alben haben, lassen lieber die Finger von “Deadbeat”.
Nataly Sesic

Nataly Sesic

Unter Freund:innen weiß man: Wenn du neue Musik auf die Ohren brauchst, fragst du Nataly. Als Maximalistin im wahrsten Sinne des Wortes liebt sie „too much“: sei es Pop der 2010er, Rock der 80er oder mysteriöse Subgenres irgendwo zwischen tumblr und Totalausfall; Nataly hat dazu eine Meinung - und sicher einige Fun Facts parat. Wenn sie nicht gerade auf einem Konzert ist, macht Nataly die Hallen ihrer Universität unsicher, schreibt oder liest Bücher oder hat selber die Gitarre in der Hand.

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