NOFX und "A to H": Des Schneiders TEURE Kleider
15.12.2025 | Mark Schneider
Acht Songs und eine Gesamtlaufzeit von 18 Minuten. Handelt es sich bei "A to H" überhaupt um ein Album? Immerhin soll die Vinyl zum "Album" ganze 30€ kosten. Oder ist das angestrebte Gesamtwert "A to Z" eher eine Art Kompilation? Drei EPs, die ein Gesamtwerk ergeben, welches andere Künstler*innen gut und gerne auch am Stück herausbringen (könnten)? Gehen wir davon aus, dass beide noch folgenden Platten den gleichen Umfang bei gleichem Preis bieten, werden die Fans der Band im Falle eines Kaufs für eine gute Stunde Musik mit 90€ zur Kasse gebeten. Und es wird sie geben, die NOFX-Anhänger, die die Veröffentlichungen unbedingt in physicher Form in ihrer Sammlung haben wollen. Aber was ist überhaupt auf "A to H" drauf?
Wie der Name es verrät, sind es die ersten acht, alphabetisch sortierten Tracks der Gesamtidee. Teilweise handelt es sich hier um Demos, teilweise um Liveversionen und teilweise um vorher nicht veröffentlichte Nummern. Da es nur acht Titel betrifft, können wir ja ausnahmsweise auch einmal eine Aufzählung anführen: "The Audition", "Barcelona", "Cigarette Girl", "Don't Count On Me (demo)", "Everything in Moderation (especially moderation"), "Fleas (live at MySpace)", "Generation Z (demo) und "Hardcore 84". Und ich bin ehrlich: Der Reiz, "neue" Musik von einer bereits aufgelösten Band zu bekommen, ist durchaus da. Für sowas bin ich immer zu haben. In Zeiten von Streaming und Sofortveröffentlichung unter anderem auf Youtube ist das ja auch wirklich für alle Interessierten ein unkompliziert verfügbarer Mehrwert. Vorallem diejenigen, die aber gleich drei Mal zur Kasse gebeten werden, dürfen hier aber mindestens mit dem Kopf schütteln.
Unbeachtet aller Rahmenbedingungen hat "A to H" durchaus Potenzial und einige musikalisch spannende Dinge zu bieten. Aber dieses Stückeln, die Laufzeit von gerade einmal 18 Minuten und die Preisgestaltung lassen stark am Projekt zweifeln. Dadurch fühlt sich der erste Teil der Triologie schon irgendwie unvollständig und nicht richtig an. Los geht es direkt mit einigen neuen und bisher nicht herausgebrachten Songs. "The Audition" bringt in seiner Aufmachung mit zweiter, weiblicher Stimme etwas mit, was nicht NOFX-typisch ist. "Barcelona" führt bereits in seiner ersten Strophe vor Augen, warum man die Band und Mikes Stimme in der Vergangenheit so lieben gelernt hat (oder vielleicht auch nicht lieben gelernt hat, je nach Sichtweise). "Cigarette Girl" hört man einen herrlich unreifen Produktionsstand (zum Beispiel ist der Gesang zu leise) an, der genau so richtig gut zur Musik von NOFX passt. Diese Aspekte ziehen sich durch die weiteren fünf Titel des Albums weiter hindurch, wobei vor Allem die Demos ja schon von Natur aus nicht bis zum Ende ausgefeilt sind und sein dürfen. Dennoch gilt hier: Auch bereits bekannte Songs sind in neuen Gewändern immer wieder spannend zu erfahren. Wie gesagt, musikalisch ist "A to H" für jeden Fan der Band ein nettes, wenn auch deutlich zu kurz geratenes Ergänzungswerk. Drei so kurze Alben zu je 30€ zum Kauf anzubieten, erschließt sich mir jedoch nicht.
Wertung
Rein musikalisch hätte ich "A to H" gerne deutlich besser bewertet. Doch es ist nicht nur Musik, die ein Album als Ganzes ausmachen sollte. Auch die Aufmachung, die Grundidee und in diesem Fall der Preis spielen eine Rolle, die sich beim Projekt "A to Z" zumindest nach dem ersten Drittel für mich nicht richtig anfühlen. Warten wir also erst einmal ab, wann und wie NOFX die zweite Rutsche alphabetisch sortierter Nummern zum Vollpreis in die Regale bringt.
Mark Schneider
In Marks ländlicher Heimat fährt der letzte Bus kurz nach der Tagesschau (die um 20:00 Uhr). Die Nähe nach Köln, Frankfurt oder Wiesbaden hält ihn jedoch nicht davon ab, ständig auf Achse zu sein. Ob kleine Acts im Club oder Musikgiganten vor Tausenden: Besucht wird, was laut ist und Spaß macht! Dabei sind im Genre (fast) keine Grenzen gesetzt.