The Devil Wears Prada und "Flowers": People Pleaser, Die
21.11.2025 | Dave Mante
Metalcore-Alben sind noch immer Massenware, wirklich gute innovative eine absolute Seltenheit. Oft krankt es an langatmigen Wiederholungen, wenigen eigenen Ideen und vor allem den viel zu langen Spiellängen der Scheiben. Sich nicht mehr für das Genre zu interessieren, ist daher vollkommen verständlich. Wenn jedoch eine Emocore-Größe wie The Devil Wears Prada neben sehr starken Singles ein neues Album herausbringt, dann kann man da ruhig mal reinhören. „Flowers“ ist der Versuch, diese eine Platte zu werden, die in diesem überfüllten Genre heraussticht, aber klappt das?
Gesprochenes Intro, heruntergefahrener, orchestraler Sound, welcher das Thema des Titeltracks aufnimmt, welcher prompt in Form von „Where the Flowers Never Grow“ folgt. Und sofort überrollt der typische DWP-Sound, eine Mischung aus gescreamten und cleanen Vocals, energetischer Rhythmus. Dazu ein nahezu komplett cleaner Refrain, Metalcore eben. Der Track ist so sehr genretypisch, dass gegen Ende der erwartete Breakdown folgt, das kann die Band, das hört man. Was sie auch können, sind ruhigere Momente und Tracks. So folgen neben „Everybody Knows“ auch „So Low“ und vor allem Zweiterer ist im Hintergrund sehr zurückgefahren und ruhig, bricht nur immer mal wieder kurz aus, meistens im Refrain, und selbst da teilt es sich mit der Ruhe. Mit „So Low“ erreicht man dann komplett den Balladengipfel. Die Single zur Albumankündigung überzeugt noch immer mit den dynamischen Wechseln und der pompösen Aufmachung, dazu der genrebekannte Liebesliedtext, der schmalziger kaum sein sollte. Dazu einer der Breakdowns des Jahres, inklusive kurzer Pause. Ich sehe das Stroboskoplicht schon auf den Konzerten. „All Out“ und „Ritual“ kloppen die Hörer:innen dann zurück in die Realität. Worauf mit „When You’re Gone“ der teilweise eindrucksvollste Teil folgt. Die Mischung aus verzogenen und hallenden Instrumenten auf einem fantastischen Refrain ist bis jetzt ein Highlight und der Breakdown erinnert mich sehr an Kingdom of Giants, der punched richtig und untermalt die Finesse, welche hier drinsteckt. Nach einem Gipfel folgt jedoch leider immer der Weg bergab und nach dem Song zeigt sich das große Problem des Albums: Es gibt eher wenige dieser Highlights, Momente, in welchen DWP anders arbeiten als der graue Rest. Noch ein Breakdown, noch ein minimalistischer Teil, auf welchen ein härterer folgt. Nur die Ballade „Wave“ kann durch ihr fast indielastiges Instrumental und die ruhige Stimme, welche diese Band ziemlich gut kann, überzeugen, aber der Rest ist einfach zu sehr Same-Same. „My Paradise“ verbindet dann alles miteinander und leitet erneut ins Intro über
„Flowers“ ist kein schlechtes Album, und hört man die Tracks, vor allem die Singles, einzeln, so hebt das durchaus die Qualität des Albums, in Gänze verschwimmt ein erheblich großer Teil allerdings zu einem grauen Einheitsbrei, welcher immer mal wieder durch sehr markante Passagen aufgebessert wird. Man kann also sagen, wenn ihr das Genre über alles liebt, dann werdet ihr hier ein weiteres Mal sehr viel Spaß daran haben. Der Rest greift auf die Singles oder das letzte Invent Animate Album zurück.
Wertung
"Flowers" ist eine Platte wie ein People-Pleaser. Jeder, welcher irgendwie was mit dem Genre anfangen kann, wird Spaß haben. Breakdowns, Clean-Chorusse, schnelle, harte Strophen und viel Gefühl ergeben ein Metalcore-Album wie aus dem Lexikon. Das ist aber auch das große Problem der neuen Devil Wears Prada und des Genres selbst, wenig Eigenes, viel schon zu oft Gehörtes. Aber warum etwas ändern, das einfach funktioniert, ne?
Dave Mante
Aufgewachsen zwischen Rosenstolz und den Beatles hört sich Dave mittlerweile durch die halbe Musikwelt, egal ob brettharter Hardcore, rotziger Deutschpunk, emotionaler Indie oder ungewöhnlicher Hip Hop, irgendwas findet sich immer in seinen Playlisten. Nebenbei studiert er Kunstgeschichte, schlägt sich die Nächte als Barkeeper um die Ohren oder verflucht Lightroom, wenn er das gerade fotografierte Konzert aufarbeitet.