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Reviews

Agriculture und “The Spiritual Sound”: Vom Hexentanz zum Einschlaflied

29.10.2025 | Kai Weingärtner

Agriculture lassen auf “The Spiritual Sound” keinen Stein auf dem wüsten Acker des Black Metal auf dem anderen. Zum Vorschein kommt ein Album, das auf fast intuitive Weise mitreißend ist.
©
Spotify

Black Metal ist ein Genre mit vielen Problemen. Angefangen bei aggressivem Gatekeeping, das von weiten Teilen der Szene betrieben wird, den aus Lust am Skandal immer wieder aufploppenden Geschmacklosigkeiten einzelner Künstler*innen bis hin zu lupenreinem Rechtsextremismus, der im Black Metal so häufig vorkommt, dass sich das Genre eine eigene Unterkategorie namens “National Socialist Black Metal (NSBM)” leistet. Glücklicherweise beweisen schon seit einigen Jahren Artists wie Zeal & Ardor oder Liturgy, dass für viele Schafe in der Szene der schwarze Pelz eben doch eine rein modische Entscheidung ist. Dass das kalifornische Quartett Agriculture sich selbst zu letzterer Gruppe an Szene-Akteur*innen zählt, haben sie schon auf ihren letzten Veröffentlichungen eindrucksvoll gezeigt. Und auch ihr zweites Album The Spiritual Sound nagt und zehrt wieder an den starren Genregrenzen. 

“Ecstatic Black Metal” nennt das die Fraktion um die beiden Frontpersonen Leah Levinson und Dan Meyer, die sich die Gesangsverpflichtungen auf The Spiritual Sound teilen. Schon der Opener My Garden zeigt in diesem Zusammenhang: Die Kontraste könnten größer nicht sein. Levinsons krächzendes Schreien frisst sich wie ein alter Holzbohrer durch die Gehörgänge des Publikums, während Meyer diese Wunden mit seinem bittersüßen Timbre wieder zu schließen versucht. In den Lyrics zeigt sich schnell, dass sich die im Black Metal obligatorische Wut hier eher nach innen richtet. Referenzen zu brennenden Kirchen und satanischen Riten sucht man vergebens, dafür gibt es verklausulierte Auseinandersetzungen mit Themen wie Queerness, Identität und – passend zum Albumtitel – buddhistische Sagen und Folk-Einflüsse. 

Am deutlichsten spielen die sich im Song-Paar Bodhidharma und Hallelujah in den Vordergrund. Ersterer war ein buddhistischer Mönch, der laut einer Legende mehrere Jahre in einer Höhle an die Wand starrend meditiert haben soll. Um zwischendurch nicht einzuschlafen, ergriff er eine radikale Maßnahme: er schnitt sich die Augenlieder ab. Agriculture begehen in dieser Erzählung eine Auseinandersetzung mit mentaler Gesundheit und Selbstsorge. Bodhidharma fungiert als Musterbeispiel dafür, dass gerade im Metal oft die ruhigen Momente diejenigen sind, die die Nerven des Publikums am stärksten strapazieren. Die erdrückende Nicht-Ganz-Stille, die der Song beschwört, ruft die Frage auf: Wo hört Musik auf und wo fängt Sounddesign an? Bevor man sich die aber auch nur ansatzweise beantworten kann, trifft schon die nächste Blastbeat-Salve des Songs ihr Ziel. Hallelujah kommt ähnlich wendungsreich daher. Der Track beginnt als Dylan-eske Folk-Introspektion, bevor sich nach der nächsten Windung wieder himmelschreiende Gitarrenwände aufdrängen. Und auch wenn man an diesem Punkt an die kurvenreiche Dynamik des Albums gewöhnt ist, der emotionale Effekt bleibt.

The Spiritual Sound ist eine körperliche Erfahrung in all seinen Facetten. Songs wie Flea und Micah (5:15am) bedienen sich stilistisch bei den diversen Spielarten des Hardcore, von Black Flag bis Touché Amoré, mit Texten irgendwo zwischen transzendentalistischer Natur-Lyrik und frustriertem Mantra. Dan’s Love Song erzählt in herzzerreißender Manier ein scheinbar verspätetes Liebesgeständnis, schweren Herzens erbracht, nachdem die Beziehung (aus welchen Gründen auch immer) bereits geendet hat. The Weight und Serenity sind noch am ehesten das, was man als “klassische” Black Metal Songs begreifen könnte, wobei Agriculture auch hier deutlich mehr in der Tradition avantgardistischer Genre-Vertreter:innen wie Liturgy stehen. 

Und dann ist da schließlich The Reply. Das Album bäumt sich hier ein letztes Mal in spektakulärer Weise auf und führt die stilistischen Fäden, die sich über die zehn Songs erstrecken, zusammen. Eine einzelne Gitarrenmelodie überhebt sich über das rauschende Soundbett wie der Moment, in dem ein Flugzeug durch die Wolkendecke bricht und man das Gewitter nur noch unter sich brodeln sieht. Gleichzeitig melancholisch und furchteinflößend meißelt Dan Meyer seinen Zuhörenden mit folgenden Zeilen apokalyptische Bilder auf die Netzhäute:

And I look up at the sky

Towards the point where sky encounters the water

And I reflect

On the early spring in Europe in 1914

At the very height 

Of the world they built 

They destroyed it

For no reason

Über das Album hinweg kämpft das lyrische Ich immer wieder mit der Kontrolle über seine Umwelt und den eigenen Geist. Sein Kampf offenbart sich im Bild des Feuers. Das Album endet mit den Zeilen I'm totally out of control // With a mouth full of water. Was einerseits das Bild des Ertrinkens öffnet, bekommt einen unerwartet friedlichen Twist: Die Akzeptanz von Kontrollverlust bringt das gelöschte Feuer mit sich. 

9

Wertung

Agriculture beweisen hier eindrucksvoll, wie breit das Spektrum vermittelbarer Emotionen auch und vielleicht gerade in der Musik der härteren Gangart sein kann. The Spiritual Sound ist ein tiefschürfendes, brachiales Machwerk, das die Wucht und Dynamik, die dem Spiel der Band innewohnt, nahezu perfekt zu übertragen weiß.
Kai Weingärtner

Kai Weingärtner

Kai hat in Osnabrück Politik und Kulturwissenschaft studiert, und damit tatsächlich einen Job gefunden. Der verhindert mittlerweile leider, dass er sein ganzes Leben in irgendwelchen stickigen Konzertvenues verbringen kann, die Leidenschaft für alles, was laut ist und idealerweise auch manchmal ein bisschen in den Ohren wehtut, ist aber so groß wie nie.

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