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Artikel

The Dead End Kids und "The Power Of Now": Dekonstruktion der Gesellschaft

17.10.2025 | Frank Diedrichs

Mit The Power Of Now haben sich The Dead End Kids ihre eigene Glitzerpower-Church erschaffen, nur um mit ihr alles brachial, intelligent und schonungslos niederzureißen. Dass ihr Punkrock dies mitreißend verpackt, lindert den Schmerz der Erkenntnis doch ein wenig.
©
Spotify

Wenn einer Generation, wie in Millennial Crisis, der Spiegel entgegengehalten wird, muss mensch mit ihr schon arg im Zwist stehen. In dem Song greifen die Musiker:innen von Work-Life-Balance, Selbstverwirklichung über Quality Time viele immer wieder diskutierte Aspekte auf. Ob die Millennials eine Generation in der Krise sind, mag mich als Gen X-Mensch nur am Rande interessieren, denn wenn wir ehrlich sind erlebt jede Generation ihre Persönlichkeitskrisen. Bleibt zu hoffen, dass die Band sich nicht selber in die Krise bewegt.

In die gleiche Wunde legt Angriff der Yogi-Ritter den Finger der Kritik. Der Wahn, für jede Emotion, für jedes Gefühl oder für jede Störung des inneren Gleichgewichts eine passende Lösung, hier Tee, zu haben, wird herrlich überzogen karikiert. Letztlich ist dies auch eine sehr direkte Kapitalismuskritik, denn der Achtsamkeit auf das eigene Ich wird für jede Lebenssituation das passende Produkt angeboten und den Menschen suggeriert, dass sie all dies benötigen. Schon erschreckend wie viele Tee-Sorten in Real Life in den Supermarktregalen stehen, das wurde mir erst durch den Song wieder bewusst.

Meine absolute Lieblingstextzeile des Albums findet sich in So viel Frust: „Alle hat ein Ende, nur der Frust hat keins“. Mag Stephan Remmler noch die Erkenntnis geprägt haben, dass alles ein Ende hat, außer die Wurst natürlich, leben wir inzwischen in einer Zeit, die durch die gesellschaftlichen Entwicklungen immer frustrierender, niedergeschlagener und hoffnungsloser werden, obwohl die Band nicht explizit die Gründe für den Frust nennt. So kann ich meine Frust-Päckchen erkennen, aber auch jede:r andere.

Z-Promis bringt so herrlich wirklichkeitsnah ein Phänomen auf den Punkt, welches  mich immer mehr an das römische „Brot und Spiele“-Prinzip erinnert. Werft den Menschen niveauloses Unterhaltungsmaterial vor die Augen und „[er] sitzt vorm TV, mit einer Chipstüte auf [s]einem Bauch“. Sind die Texte der Band häufig ironisch und witzig, erschrecken mich die realistischen Worte in diesem Track, denn Reality-Shows verwandeln das Potenzial des Mediums Fernsehen in reines Dekulturgut.

Besteht unsere Macht darin, Trashkultur durch Nichtschauen zu vermeiden, so lässt sich Gentrifizierung und urbaner Kapitalismus nicht durch Wegschauen verhindern. Abriss mag zwar als Aufforderung sehr militant und radikal wirken. Aber worin bestehen letztlich die Möglichkeiten sich gegen die gefühlslose Stadtverwertung zur Wehr zu setzen? The Dead End Kids formulieren treffend, wenn sie sagen, dass „sozial gesehen […] das Sozialgeschehen [stirbt]“ und „Reichtum ist das scheiß Problem“. Und leider erfahren wir immer öfter, dass keine Demo, keine Hausbesetzung oder kein offener Brief gegen die Macht des Verwertungsurbanismus ankommt. Abriss ist mit Sicherheit kein Aufruf zur Gewalt, zeigt aber schon, dass wir gesellschaftlich vielleicht auch Schwellen überschreiten müssen, um soziale Balance wieder herzustellen.

Der akustische, balladenhaft wirkende Beginn von Wieder bereitet sanft auf die Ernsthaftigkeit der Lyrics hin und schließt die erste Hälfte des Albums. Die Abhängigkeit von einem anderen Menschen, das Nicht-Lösen-Können und das schmerzhafte Wissen darüber, denn „die gleichen Fehler geschehen immer wieder“ fokussierten meine Gedanken gleich auf den Aspekt der toxischen Beziehung, auch wenn nicht deutlich wird, wie sich diese Toxizität ausdrückt.

Zwischen Fantum und Stalking, zwischen Leidenschaft und Zwanghaftigkeit mäandert der Track HDGDL. Er greift ein Phänomen auf, welches an Aktualität nie etwas eingebüßt hat. Ich denke, die Lesenden werden die Bilder von kreischenden Kids vor Hotels, Flughäfen oder Konzerthallen vor Augen haben, wenn The Beatles, Take That oder Taylor Swift irgendwo auftauchten. Auch der Run auf die besten Plätze, Front of Stage sagt mensch dazu, ist kein unbekannter sportlicher Wettkampf, den viele von uns mal gewonnen und mal verloren haben. Und ja, auch ich habe die eine oder andere Setlist in einer Klarsichtfolie bei mir liegen. Aber das extreme, fast religiöse Verehren wird in Zeiten des gläsernen Künstlers noch stärker gefördert. Vielleicht ist es bei manchen Menschen auch nur ein Hilfeschrei, dass es in ihrem, durchaus provokant gesagt, realen Leben niemanden gibt, der Orientierung bieten kann. Aber dies ist nur eine These… 

In meinem privaten und beruflichen Umfeld gab es diesen Hype, sich im Fitness-Studio gegen all die zivilisatorischen, negativen Begleiterscheinung unserer Trägheitskultur zu stemmen. Der ist etwas abgeflacht, sodass ich mich nicht mehr rechtfertigen muss, wenn ich nicht weiß, was Brustpresse, Butterfly-Maschine, Kettlebell oder ein Schlingentrainer sind. Ob der Song Sport ist Mord nun diesen Hype oder die neuen Formen der Datings auf die Schippe nimmt, darf jeder für sich interpretieren.

1979 veröffentlichten Hans-a-Plast den Punk-Klassiker Rock’n’Roll Freitag. Ist das lyrische Ich in diesem Song eher alleine unterwegs, möchten Du und Ich das Wochenende nicht alleine verbringen. Für mich liest sich der Text als ein Bekenntnis an Teilzeitliebe oder eine Zweisamkeit to go, mit der Gewissheit, es ist „eine Nacht ohne Frühstück“. 

Mit GV eröffnen The Dead End Kids einen ungelebten Traum an BDSM-Fantasien. Ich bin mir selbst beim Schreiben dieser Zeilen nicht im Klaren darüber, ob die alltäglich gelebte Prüderie so langweilt, dass mensch von einvernehmlichen und schmerzhaften Spielen träumt, oder, und der folgende Gedanke fühlt sich nicht gut an, das Lyrische Ich in der gelebten Realität Gewalt erfährt, denn die Zeile „im Traum leiden wir zusammen, […], so soll es sein“ weist durchaus auf fehlendes gegenseitiges Einverständnis hin. GV ist als Punknummer schon ein sehr starker Song, der aber durch die überraschenden Bläsereinsätze nicht an Kraft gewinnt.

Friede, Freude, Eierkuchen war in meiner Jugend ein Ausdruck, der häufig sarkastisch vermitteln wollte, alles sei gut, obwohl für jeden ersichtlich war, dass dies schlichtweg gelogen war. Ähnlich können wir Isabellas Situation einschätzen. Die Band legt ihr scheinbar perfektes Leben schonungslos offen. Zu Beginn stellt sich das Gefühl ein, die Protagonistin wäre das Paradebeispiel für das Phänomen Tradwife, doch am Ende ahnt mensch, dass sie wahrscheinlich einen patriarchalische Rollenstandard erfüllen muss, denn sie „ist es manchmal leid, […], dass der Standard sie zerteilt“.

Lichtfresser dreht kurz vor Ende des Albums noch einmal richtig auf. Schneller Hardcore und die wütende Kritik an „esoterische[m] Scheiß“, der ins Verderben führt, entlarven die selbstgegründete Church of Glitzerpower als Blendung, als Nichts. Stark ist das gesangliche Debüt von Charlie.

Von der Vergänglichkeit und der Begleitung am Ende des Lebens handelt Hanami. Hanami ist die Bezeichnung für das japanische Kirchblütenfest. Auch wenn die Blüte im Frühling stattfindet, ist das Kernsymbol von Hanami die Vergänglichkeit, die in jeder Schönheit steckt. Im Song ist es die Schönheit des Lächelns und dem Bewusstsein, dass die Zukunft ohne einen geliebten Menschen gesehen werden muss. Ich finde Hanami ist ein würdigender und erdender Abschluss dieses Albums und steht im starken Gegensatz zu den sonst pointierten, witzigen und ironischen. 

Die Stärke des Albums liegt in der textlichen Vielschichtigkeit der Songs. Musikalisch bieten die drei Musiker:innen gradlinigen Punkrock mit Metalriffs und melodischem Gesang, der Konzerte der Band mit Sicherheit zu einer wahren Glitzerpower-New Age-Erfahrung werden lassen. Der Albumtitel The Power Of Now suggeriert zu Beginn etwas Positives, aber die Kraft des Jetzt, in den Lyrics erkennbar, kann auch zerstörerisch wirken, negativ beeinflussen und Leben eines Menschen verhindern. Es als Achtsamkeitsalbum zu bezeichnen, geht zu weit, aber Wachsamkeit ist auch im Jetzt geboten. An der Produktion des Albums waren Thies Neu (Tonbrauerei in Berlin) und Rodrigo Gonzales beteiligt, denen es gelang, ein Album zu produzieren, welches die Kraft der Musik transportiert ohne geschliffen und glatt zu klingen. Die aufwendige Collage des Covers konterkariert religiöse Darstellung und weist die Richtung des Albums auf. Auch das Booklet ist sehr beeindruckend gestaltet. Gerade das Artwork von Pedi Dzaak zu den einzelnen Songs erstaunt in einer Detailverliebtheit und schafft mit mittelalterlich-religiöse Assoziationen. Aufgebaut als 13 Gebote lässt uns das Booklet am Ende aber alleine mit der Entscheidung, welche gebotenen Lehren wir am Ende aus dem Manifest der Church Of Glitzerpower ziehen.

8.3

Wertung

Punk mit Metalriffs-Soli und melodischem Gesang - THE DEAD END KIDS und The Power Of Now räumen auf mit all der Verklärung und Selbstoptimierung. Von Beginn an entlarven sie die Gesellschaft, spannen den Bogen von tiefgreifenden Texten bis hin zur ironischen Zerriss und liefern ein Tempo und eine Energie ab, die mich sofort abgeholt hat. Sie setzen damit ihren eingeschlagenen Weg fort. Ich lehne mich nicht zu weit aus dem Kirchenfenster, wenn ich dieser Band eine glitzernde Zukunft prophezeie.
Frank Diedrichs

Frank Diedrichs

Frank lebt seit über zwanzig Jahren in der Mitte Niedersachsens und unterrichtet Kinder und Jugendliche an einer Oberschule. Nach seiner musikalischen Erstprägung durch die Toten Hosen und Abstürzenden Brieftauben erweiterte er seine Hörgewohnheiten: Folkpunk, Singer-/Songwriter, Blues, Deutschpunk, US-/UK-Punk. Dabei kommt von Johnny Cash über The Beatles und Pascow bis hin zu Marvin Gaye eine Menge Vielfalt aus den Boxen, am liebsten als Vinyl.

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