Manchmal frag ich mich, warum ich Aufgaben, Gespräche, Telefonate oder, wie hier, Rezensionen vor mir herschiebe. So geht es mir auch mit dem Album „Es kann sein, dass alles endet“. Dabei sind die dreizehn Tracks textlich so vielschichtig und im Vergleich zu „Müde“ (2023) nicht zwingend positiver, dafür aber zukunftsgerichteter. Leftovers verlieren dabei aber nie die [persönliche] Gegenwart aus dem Blick. Die textliche Vielfalt resultiert aus dem Bedürfnis nach Gemeinschaft, in der jedes Bandmitglied gleichwertig und gleichwürdig ist. Und so bringen alle Lyrics, Songs ein und übernehmen den Gesang. Das führt zu einer tiefgründigen Individualität der Songs, weil Erfahrungen, Emotionen und Bedürfnisse vier unterschiedlicher Menschen einfließen. Diese Erkenntnis nehmen Leftovers als selbstverständlich an und tragen diese Individualität aber als Band gemeinsam durch das Album. Der Sound der Songs variiert zwischen grungigem Nirvana-Gitarrenteppich, typischen New Wave-Sound, der an The Cure erinnert, bis hin zu Songs, die in mir den Wunsch hervorrufen, Leftovers und Captain Planet mögen sich doch bitte zufällig im Studio treffen, um Musik zu machen. Der Albumtitel mag auf dem ersten Blick resignierend wirken. Ja, es kann sein, dass alles endet, aber Leftovers‘ Umgang im Bandgefüge zeigen mir, dass Gemeinschaft, Liebe und das gegenseitige Aufrichten in diesen Zeiten ein mögliches Ende bedeutungslos machen. Wie Snoppy schon zu Charlie Brown sagte: „Ja, eines Tages werden wir alle sterben, aber an allen anderen Tagen nicht!“ Letztlich bin ich dankbar, mir das Album auch Wochen nach Veröffentlichung auf die Ohren gepackt zu haben. Sonst hätte ich eine so starke junge Band verpasst, die in ihren Songs das lebt, was ich an Musik mag: textliche Vielschichtigkeit und frischer Sound, der sich frech aus verschiedenen Musikstilen bedient. Anspieltipps: „Heimlich“, „Zwei Bier (La La La)“, „Keine Tränen“