mandelkokainschnaps
Als Support für die Show in Leipzig sind MandelKokainSchnaps dabei. Ich hatte schon viel von der Band gehört, aber nichts konnte mich auf diese 40 Minuten Wholesomeness vorbereiten. MKS schaffen es in kürzester Zeit so einen tollen Vibe in den altehrwürdigen Tanzsaal zu zaubern, dass es schon etwas magisches hat. Die Band schafft es mit einer unheimlichen Leichtigkeit sofort alle Besucher:innen auf einen tollen Abend einzuschwören. Dabei ist es nicht nur die kompromisslos gute Gitarrenmusik mit grandiosem Handwerk an der Schießbude die mich komplett abholt, sondern insbesondere die bewegenden Texte, Ansagen und Präsenz insgesamt, die nicht nur mich in den Bann nimmt.
Es ist wirklich unglaublich bewegend, wie berührt die Sängerin während der Show ist und gerade im Publikum viele junge, nicht männlich gelesene Menschen diesen Auftritt aufsaugen und sich sichtbar wohl fühlen. Ein super Auftritt und wirklich tolle Einstimmung in den Abend.
Rogers
Es ist eine gute Weile her, dass ich die Rogers live gesehen habe. Vor einigen Jahren waren es durchaus mehrere Show im Jahr, die ich mir angesehen habe. Aber die Zeit rennt, auch bei den Rogers hat die Zeit so ihre Spuren hinterlassen und treten nun mit einem neuen Menschen am Bass auf.
Der Auftritt der Band ist solide, aber es scheint so, als ob anfangs der Funke nicht so richtig überspringen möchte. Aus meiner Sicht plätschert es so vor sich hin und so richtig Schwung kommt erst auf, als die älteren Titel rausgeholt werden. Sänger Chri gibt sich aber die allerbeste Mühe zum Anheizen und spätestens mit "Kreuzberger Nächte" geht es dann doch richtig ab im Tanzsaal. Ich freue mich noch über "Allein" als vorletzten Song und stelle fest, dass ich vermutlich einfach jetzt zum alten Eisen gehöre und einer der Typen bin, die dann doch etwas grummelig "Die früheren Platten waren besser!" in den Bart murmeln. Aber zugegebenermaßen habe ich mich mit beispielsweise "Rambazamba & Randale" auch nicht mehr so intensiv beschäftigt wie mit dem Material davor.

ZSK
ZSK ist eine dieser Bands, die du immer irgendwo hinstellen kannst und die es sofort schaffen, das Publikum für sich zu gewinnen. Joshi ist natürlich auch schon so lange im Geschäft und weiß gut, wann welche Songs im Set platziert werden müssen oder wann die Gitarre mit 161 auf dem Backboard hochgehalten werden muss um dem Raum jegliche Möglichkeit zu nehmen abzukühlen. Klassiker wechseln sich mit den eher neueren Songs ab und auch ein paar Songs des am Vortag erschienenen Albums haben es auf die Liste geschafft.
Die neuen Songs kommen gut an, bei "3 Uhr Nachts" liegen sich Altpunker gleichermaßen in den Armen wie Mutti und Kind. Die Band versucht immer nah an der Szene und den Diskussionen zu sein. Ich bin froh zu hören, dass auch Joshi die Menschen dazu aufruft, ihre Shirts anzulassen. Das wäre vor ein paar Jahren undenkbar gewesen. Aber auch hier kommt das Bewusstsein dafür an, dass Konzert nicht nur heißt, sich im Pit die Ellbogen in die verschwitzten Körper zu tanzen sondern eben auch für möglichst viele Menschen diese Erlebnisse zugänglicher und angenehmer zu gestalten. So ist auch die Location nicht übermäßig voll. Ob das jetzt eher daran liegt, dass nicht genug Karten verkauft worden waren oder es eine bewusste Entscheidung war, hier eine Location mit mehr Platz zu buchen, kann jetzt nur spekuliert werden.
ZSK sind nach wie vor an der richtigen Stelle. Sie geben mehreren Generationen mit ihrer Musik und Aktivismus einen Space für gemeinsamen Eskapismus, Austausch und Zappelei. Und so ist es nur folgerichtig, dass es bereits Stunden zuvor ein Kinderkonzert vor 1000 Menschen gab und es würde mich wundern, wenn es da nicht auch ordentlich zur Sache ging!
5 Sterne gerne wieder.

Alle Bilder dankenswerter Weise von @konzertsucht zur Verfügung gestellt!