GenreGPT - Ausgabe 13: Fune Metal
26.06.2025 | Moritz Zelkowicz

Tief durchatmen, es geht um das Thema Tod und wie ein Subgenre einen Wunsch nach selbigem erzeugen kann. Gut, das ist ein wenig zu dramatisch, aber es wird immer absurder. Das heutige Genre, Fune Metal, leitet sich vom englischen Wort Funeral, sprich Beerdigung ab. Und das bedient nicht irgendeinen Subebene, nein, hier haben eine eine Reihe "Musiker" gedacht, es wäre eine gute Idee japanische Beerdigungs-Folklore mit düsterstem Doom Metal zu kreuzen. Wieder einmal ist das hier keine hochoffizielle Bezeichnung, es sind ein Paar Wahnsinnige, die sich gegenseitig animiert haben, dieses Scheusal an Musik zu produzieren.
Das ganze könnte Memecharakter bekommen, aber dafür nehmen sich die Künstler (man kann nicht gendern, es sind halt nur Typen) einfach viel zu ernst und schwören auf ihren hochkulturellen Bezug der japanischen Beerdigungskultur. Doch wie klingt das?
Kurzum: Schlecht. Es ist sehr langsam, sehr düster, der Japanbezug entsteht durch meist sehr unterschwellige Samples von Tempelglocken, Shakuhachis, das sind klassische japanische Bambusflöten und mantrischen Chorälen. Das Ganze wird getragen von Growls. Bands und Künstler tragen dabei gerne traditionelle japanische Gewänder, gerne auch ohne direkten Beerdigungsbezug, gerne wahnsinnig Random, wären in diesem Genre nicht hautsächlich Japaner vertreten, könnte man an kulturelle Aneignung denken, so zusammenhanglos sind die Outfits regelmäßig. Und als wären diese Allüren nicht schon merkwürdig genug, gibt es auch noch Acts wie die japanische Doom-Legende Corruption, die mit "El Mundo Frio" ein 71-minütiges Farnal für den Fune Metal offenbart. Wie das klingt? Kurzum: Schlecht.
Whisper Vocals und Celli als Lead sind hart genug, aber 71 Minuten? Das sind mindestens 70,5 Minuten zu lang. Ein anderes Beispiel ist die japanische Band Begräbnis. Mal abgesehen, dass es zumindest eine erhobene Augenbraue erntet, wenn man ein Album nur auf Kassette herausbringt, als einziges physisches Medium, sind Begräbnis auch ein sehr gutes Beispiel, wie abgehoben und fernab der Realität diese Szene ist. Auch Begräbnis sprechen viel über Kultur und Einflüsse, allerdings vergessen sie dabei sogar die Samples regelmäßig in Gänze.
Das Hauptproblem an diesem Genre ist, dass die Attitüde nicht zum Output passt. Man gibt sich unendlich hochkulturell und gibt sich selbst keine Mühe, sich auch daran messen zu lassen. Man setzt selbst wahnsinnig hohe Standards, hält sie aber nur in Beschreibungen. Wie der Typ in der Kneipe, der erzählt, wie krass doch seine Band ist, die alles und jeden Covern kann, jedes solo auf den punkt bringt und dann ist es doch nur Ronnys Soundexpress mit seiner Bontempiorgel, der alles als unabsichtliche Reggae Version spielt, weil er keinen anderen Takt spielen kann. Alles klingt gleich langweilig. Und das frustriert, besonders oder vielleicht auch nur die Zuhörenden. Es ist ein wenig traurig, da die Premisse, Metal mit Einflüssen aus der japanischen Begräbniskultur und japanischer Folkore, zwar weird kling, aber wenigstens Hörenswert. In Wahrheit ist Fune Metal langsames Gegrunze/Gegrowle. Also eher Rülpscore.

Moritz Zelkowicz
Moritz ist als Franke im sehr nahen Osten (Thüringen) gelandet. Er ist Teil der Lügenpresse auf Bundesebene und Bundesumweltminister der Redaktion. Musikalisch ist er überall dabei, ob Punk, Core oder Rap, erlaubt ist, was gefällt.