Mix 'n' Match Episode 3 - von Green Day zu The Interrupters
29.05.2025 | Hermann Breitenborn

Mix 'n' Match: die Regeln
In diesem freundlichen Playlist-Bauwettbewerb versuchen die Autor:innen, ein möglichst stimmiges Mixtape aus insgesamt zehn Tracks zu basteln. Tracks 1 und 10 werden in jeder Episode vorgegeben, die restlichen Anspielstationen sind frei verfügbar. Anschließend dürfen sich alle nochmal für ihre Untaten rechtfertigen, und danach geht's in den Showdown.
Wenn ihr euch also denkt "was für einen Schund machen die denn hier?!", schaut mal auf unserem Instagram-Kanal vorbei. Dort könnt ihr abstimmen und kommentieren, welches Mixtape diesen epischen Struggle gewinnen soll.

Hermann Breitenborn
Von Green Days ‘Basket Case’ zu The Interrupters' 'Outrage' ist sicherlich nicht der größte Spagat, den wir in der jungen Geschichte des Formats Mix ‘n’ Match gemacht haben. Immerhin weitaus homogener als z.B. von Ethel Cain zu Have Heart. Aber mit meiner Playlist möchte ich euch mal gefühlstechnisch mit in die frühen 2000er nehmen, als wahrscheinlich in jeder zweiten Playstation ein Ableger der Tony Hawk's Pro Skater-Reihe seine Runden drehte. Bekannt waren die Spiele natürlich nicht nur durch das süchtig machende Arcade-Gameplay und die Jagd nach dem nächsten Highscore oder dem geheimen Tape. Legendär sind vor allem die Soundtracks, die immer einen eklektischen Mix aus Skatepunk, Old School Rap und Rock-Klassikern boten - mal waren es Deep Cuts, aber häufig auch Megahits. Und da kommt ‘Basket Case’ ins Spiel, ein Track, der meiner Meinung nach dieses Franchise so stark verkörpert, aber nie in einem der Spiele zu hören war. Stellt euch das mal vor: Das Auge im Neversoft-Logo wird aufgespießt und direkt danach hört ihr Billy Joe fragen: “Do you have the time to listen to me whine?”. Wahrscheinlich hätte die Playstation vor lauter Dopeness einfach angefangen zu brennen.
Tatsächlich war ‘Basket Case’ mal in einem ähnlichen Spiel als Titeltrack zu hören. ‘BMX XXX’ hieß dieses ominöse Machwerk und kombinierte BMX Extremsport mit MTV Ekelhumor und leicht bekleideten Damen an Poledance-Stangen. Quasi der Videospiel-gewordene feuchte Traum eines jeden pubertierenden Teenager-Jungen der Y2K-Ära. Ich fand aber immer, dass ‘Basket Case' nicht in so ein Schmuddelspiel, sondern in den Soundtrack-Olymp dieses Game-Genres gehört hätte. Die Green Day Tracks ‘Holiday' und ‘Murder City’ waren zwar in späteren Tony Hawk-Spielen zu hören, da befand sich die Reihe jedoch bereits im freien Fall gen Bedeutungslosigkeit und natürlich sind beide keine Megahits wie ‘Basket Case’.
Jetzt wo wir statt neuer Skateboard-Abenteuer um den mittlerweile 57 (!) Jahre alten Tony Hawk (na, fühlt ich euch alt?) nur mehr Remaster vergangener Heldentage bekommen, hab ich mir die Frage gestellt: Wie würde sich ein Tony Hawk Soundtrack heute anhören?
Wenn unser fiktiver Eintrag ins THPS-Franchise geladen hat, werden wir natürlich im Startmenü begrüßt von ‘Basket Case’. Wir drücken auf Start und beginnen sogleich unseren ersten Run: Dafür brauchen wir einen Song, der Geschwindigkeit mitbringt und gleichzeitig klassisch, aber auch modern klingt - es ist immerhin 2025. Also geht es weiter mit ‘Who’s laughing now’ von Mayday Parade & Knuckle Puck, bei dem Schlagzeug und Gitarre direkt den Ton angeben, noch bevor wir zu unserem ersten Drop In in Level 1 angesetzt haben. Alle SKATE und COMBO Buchstaben gesammelt, Highscore haben wir auch geholt und das geheime Tape sowieso - weiter geht’s mit dem nächsten imaginären Level und damit auch mit dem nächsten Song. Hier wird es klassisch: ‘Bad Reputation’ von Joan Jett & the Blackhearts ist einer der Tracks, der seine Energie direkt auf uns überträgt und nicht nur anstiftet, laut mitzusingen und mitzuwackeln, sondern auch all die Wege entlang zu skaten, von denen einen die Spießer und NPCs gern verjagen wollen - ohne Rücksicht auf Verluste und Ruf.
Jeder der schon mal ein Tony Hawk Spiel ausprobiert hat weiß, dass man zwischen 360 Spins und der Suche nach den noch größeren Gaps zwar viel Zeit in der Luft, aber auch viel Zeit auf dem Boden, genauer gesagt auf der Schnauze verbringt. Die digitalen Skater stehen dann immerhin schnell wieder auf und schwingen sich erneut aufs Brett, aber ganz ohne Schmerzen geht das sicher nicht vonstatten. Wie gut, dass wir genügend Schmerzmittel im Gepäck haben, genauer gesagt ‘Ibuprofen’ von Pabst. In einer gewohnt schrammeligen Mischung aus Indie-, Stoner- und Garage-Rock besingen sie das Volks-Schmerzmittel Nummer 1, das neben Pflastern und Bandagen in keiner guten Skate-Ausrüstung fehlen sollte.
2004 erschien Tony Hawk’s Underground 2 und hatte zumindest in Deutschland einen dermaßen Hype ausgelöst, dass das erste deutschsprachige Lied im Soundtrack landete. Damals war es niemand geringeres als der King of Rap persönlich Kool Savas, der gemeinsam mit Melbeatz den Song ‘Grind On’ beisteuerte. Grund genug, auch in meinem Tony Hawk-Eintrag einen deutschsprachigen Song einzubauen, wenngleich stilistisch auf etwas anderen Wegen. Die Mischung aus Punk und HipHop unterstreicht in letzter Zeit für mich kaum eine andere Kombo besser als Swiss & die Andern und der Missglückte Welt-Kosmos. Mit Ferris MC und Shocky im Gepäck wird hier der Kiezknaller ‘Bullenwagen klau’n’ neu interpretiert und mal ganz ehrlich: Aus welchem Spiel könnte der Auftrag “Klau einen Bullenwagen und demolier damit die Innenstadt” sonst stammen? (OK, vielleicht noch Grand Theft Auto, aber da müssen wir uns ja noch ein Weilchen gedulden).
Eine Band, von der ich gedacht hätte, dass sie schon häufiger zu Gast gewesen wäre auf den illustren Soundtracks, hatte tatsächlich erst einen Song in einem der späteren Ableger der Reihe. Die Rede ist natürlich von den Beastie Boys, die bei mir mit ‘Ch- Check it Out' den nächsten Platz belegen. Ähnlich wie bei Swiss & Co waren auch bei den Beasties die Übergänge zwischen Punk und Rap schon immer fließend, sodass deren Musik prädestiniert dazu ist, ein paar Kickflips über die digitalen Skateparks der Welt zu schmettern.
Old School Rap gehörte natürlich auch immer mit dazu. Wobei der Begriff ‘Old School' vorsichtig zu gebrauchen ist - in Pro Skater 4 z.B. ist von RUN DMC ‘My Adidas’ zu hören - und der Song kam uns damals schon so verdammt alt vor. Tatsächlich ist dessen Veröffentlichung (1987) aber näher am Release von Pro Skater 4 (2002) dran, als Pro Skater 4 am heutigen Tag. (Na, fühlt ihr euch jetzt alt?)
Eric B. & Rakim waren bereits auf mehreren Soundtracks vertreten, doch dabei darf man nicht vergessen, dass Rakim auch nach deren Trennung noch sehr einflussreiche Musik gemacht hat. So hat der “God MC” 1996 das Evergreen-Album 'The 18th Letter' rausgebracht, aus dessen Tracklist ‘Guess Who’s Back’ in meinem Soundtrack gelandet ist.
Auch Titanen des Rock verirrten sich häufig auf die Tony Hawk Soundtracks: KISS, AC/DC, Alice Cooper, The Rolling Stones und Mötley Crüe, um nur einige zu nennen (Manchmal auch etwas schräge Einträge wie Johnny Cashs ‘Ring of Fire’ oder Frank Sinatras ‘That’s Life'). Judas Priest sucht man allerdings bisher vergeblich. Eine Schande, wobei ihr größter Hit doch so offensichtlich passend ist: ‘Breaking the Law’ ist wohl die Hymne, mit der man die Straße entlang skaten kann, dabei Scherben zerschlägt, über Autos grindet, Passanten umfährt und Graffiti an die Wände taggt. Ohrwurm garantiert.
Auf der Zielgeraden angelangt, gehen wir stilistisch wieder Richtung Anfang. Bei diesem Mix ‘n’ Match geht es meiner Meinung nach ja auch weniger darum, von Punkt A nach Punkt B zu kommen, da diese beiden Punkte von vornherein relativ nah beieinander sind. Wir machen vielmehr einen Exkurs, um am Ende wieder zurückzukehren, den Kreis zu schließen. ‘No Future’ des Britpunk-Duos The Meffs heizt nochmal ordentlich an für einen letzten Highscore-Run im letzten Level. Hier muss dann auch alles stimmen, jeder Trick sitzen um am Ende auch siegreich das Spiel zu beenden und die End-Credits freizuspielen. Diese sind natürlich versehen mit einigen Highlight-Clips der beteiligten Skate-Legenden und unterlegt mit ‘Outrage’ von The Interrupters. Ein Song, der sich am Anfang energetisch aufbaut, dann aber auch klanglich einen Abschluss bildet. Damit haben wir es auch geschafft, diesen neuen und gleichzeitig nostalgischen Teil einer legendären Videospielreihe - der so nie erscheinen wird - zumindest vor unseren geistigen Augen und Ohren durchzuspielen.
Vom inneren Chaos zur äußeren Rebellion

Frank Diedrichs
Da schrieb Hermann doch glatt, ob sich bei seinen Ausführungen zu den Tony Hawk's Pro Skater-Spielen jemand alt fühlen würde... Die Soundtracks dieser Spiele sind für jemanden, der 1973 geboren wurde wie ein Jungbrunnen. Dieses verflixte Jahr 1973. Für Punk zu spät geboren, eher willenlos in den NDW-Wahnsinn geschubst worden. Für Grunge fast zu alt, es sei denn, mensch hat das hormonelle Glück, auch mit 20 noch nicht aus der Adoleszenz ins vernünftige, junge Erwachsenenalter geschlittert zu sein. Dann nennt mich mal bitte GLÜCKSPILZ! Der Skate Punk der 1990er war für mich nach der Entdeckung des deutschen Punks in den 1980ern ein wesentlicher Bestandteil meiner musikalischen Entwicklung. Auch heute liebe ich noch Punk, für den ich eigentlich zu alt bin: ausbrechend, auf das Erwachsensein scheißend, das Altern ablehnend und rebellisch. Das ganze hat nichts mit meiner Playlist für dieses Mix'n'Match zu tun, wäre aber generell ein Idee, als Herausforderung für ein M'n'M einen Soundtrack zu kreieren.
Nun zu meiner Playlist… Nach meinen letzten Listen, bei denen mich die KI unterstützt hatte, habe ich diesmal vor meiner CD- und Vinyl-Sammlung Platz genommen. Zuerst Hermanns Vorgaben anhören, um die Aussage der Songs zu erfassen. Welche Entwicklung könnte zwischen den Songs passieren? Und viola! Nachdem viel Gedankenschmalz verarbeitet wurde, kommt hier meine Playlist!
Während Green Day in „Basket Case“ über das Verlorensein in sich selbst singen und ironisch, zappelig die jugendliche Identitätskrise heraufbeschworen, stehen The Interrupters am Ende der Playlist mit „Outrage“ für das Innere Chaos, das zur politischen Kraft geworden ist, die sich mit Energie, Haltung und klarer Stimme ihren Weg bahnt.
Dazwischen stehen Songs, die diesen Weg des Ausbruchs vorbereiten und begleiten . Alle Bands und Interpreten haben eine Verbindung zum Punk oder zu Spielarten des Cores. Die Unruhe aus „Basket Case“ führen Muff Potter mit „Wir sitzen so vorm Molotow" weiter. Es ist bereits ein Hauch von politischer Positionierung erkennbar, denn „langsam wird’s uns hier zu kalt“, aber niemand ist bereit aktiv zu werden. Frank Turner wendet sich bereits nach außen, vorsichtig, aber erkenntnisreich. Wir leben „In a world that has decided that it’s going to lose its mind …“ , aber das führt nicht zur Rebellion, sondern zu einer Grundvoraussetzung gesellschaftlichen Zusammenlebens: „Be More Kind“ Wer aber den Schlussstein dieser Playlist vor Augen hat, weiß, dass das nicht reichen wird, diese innere Unruhe zu vertreiben. Ob The Gaslight Anthem diese innere Unruhe auch verspüren, wenn sie in „45“ zwischen Rückblick, Aufbruch und Identitätssuche die Single des Lebens (sic!) umdrehen?

Setyøursails lassen die Musik härter werden. Die Suche nach Identität, Selbstwert und Ausbruch ist bei all den gesellschaftlichen Entwicklungen nicht einfach, für manch einen Menschen der Blick in den „Mirror“ eine Qual. Against Me! mit ihrer Sängerin Laura Jane Grace wird die Radikalität dieser Suche auf eine ehrliche und mutige Ebene geführt. „Transgender Dysphoria Blues“ entwickelt eine Wut auf den ignoranten und menschenverachtenden Teil unserer Gesellschaft.
Wenn Shirley Holmes uns den Ruf nach „Verstärkung“ entgegenbringen, wird klar, dass eigene Identitätssuche immer Solidarität und gegenseitige Unterstützung benötigt, um gemeinsam Durchhalten zu können. Wir sind stärker und können „es [..] jetzt einfach schnell zusammen zu Ende bringen“! ZSK treiben diese Solidarität und das Durchhalten auf eine neue Stufe der Aktion, das „Herz für die Sache“ tritt in den Fokus des Handelns. Konkret gegen Nazis steht dieser Track aber auch für die Entschlossenheit, für das politische Handeln, welches nötig ist, um zu verändern. Bei ZSK vielleicht noch in einer Balance zwischen Gefühl und Handel, gießt die „Kriegerin“ von Pascow ihr politisches Handeln in eine gewalt(tät)ige Form, welcher der Ohnmacht geschuldet ist, die uns immer wieder überkommt, wenn die Maschinerie von Kapitalismus und Systemgewalt alle ihr zur Verfügung stehenden Hebel bedient, um den ausgebrochenen Widerstand wieder in eine innere Verschlossenheit zu bringen. Und am Ende, wie erwähnt, verlangen The Interrupters in „Outrage“ die so immanent wichtige Aufforderung, sich immer wieder laut zu empören.

Kai Weingärtner
Als ich mir die beiden Eckpunkte dieser Ausgabe von Mix 'n' Match anhörte, war ich zuerst überrascht. Überrascht davon, wie wenig überraschend diese Kombi aus Songs ist. Klar, zwischen Green Day's Pop-Punk Meisterstück und "Outrage" liegen schmale 24 Jahre, aber es lässt sich doch eine relativ gerade Linie von einem Song zum anderen ziehen. Mein innerer Rebell setzte daraufhin sofort wie ein bockiges Kind zur kompletten Kehrtwende an. Ich machte es mir zur Aufgabe, um diese beiden Tracks eine Playlist zu bauen, die keinen einzigen Punksong enthält. Wer schon runtergescrollt hat, kann sehr gut sehen, wie das gelaufen ist - nämlich gar nicht.
Es schien am Ende einfach immer zu sehr forciert (was es ja auch ein Stück weit war), ich war mit eigentlich keinem der Übergänge so richtig zufrieden und einen roten Faden gab's auch nicht. Also alles wieder über den Haufen geschmissen und mal geschaut, was die anderen Pappnasen so geschrieben haben. Und siehe da: Videospiele, Nostalgie und "Naa, feel old yet??" Damit lässt sich doch arbeiten! Ich beschloss also, meine eigene Version der "Wisst-ihr-noch-damals" Nostalgie-Punkliste zu basteln. Wer aufgepasst hat weiß auch, das ich in dieser Runde sowas wie das Nesthegchen darstelle, deshalb Verzeihung, wenn ihr euch jetzt noch älter fühlt, Hermann und Frank.
Aber nun zur Musik: "Basket Case" ist insofern ja ein eher unüblicher Punksong, als dass er nicht unbedingt explizit politisch ist, sondern sich der (zugegebenermaßen sehr jugendlich nachvollziehbaren) Komplettverweigerung von gesellschaftlicher Kompatibilität hingibt. Da ist es also, das pubertäre Gefühl, von keinem verstanden zu werden, nirgendwo hinzupassen; die Teenage Angst. Die repräsentieren auch die erste beiden Folgesongs meines Mixtapes. Die kanadische Band PUP schafft es mit schnarrenden Gitarren und noch viel schnarrendem Gesang immer zuverlässig, dieses diffuse Gefühl von Richtungslosigkeit und einer gewissen Inkonsequenz zu vermitteln. "Matilda" ist mit fast vier Minuten Spielzeit ja für Punk-Verhältnisse schon sowas wie ein Opus, und funktioniert wunderbar als Moodsetter für den nächsten Song. Pabst treten ja auch in Hermanns Mixtape schon auf, ich habe mich an dieser Stelle aber für einen anderen Song entschieden. Zugegeben, ich war nie wirklich ein stereotyper "Loser" in meiner Schluzeit, aber "Locker Room" schafft es trotzdem jedes verdammte Mal, dieses Cliché des alleinsein wollens auf meine Hirnrinde zu beamen, und dann kommt das Ganze auch noch mit dieser unaufhaltsamen Wucht daher. Besser wurde Teenage Angst selten vertont.
Aus der Angst folgt die Wut, das wusste schon Meister Yoda. Und die Wut ist auch die nächste emotionale Anspielstation für unsere kleine Zeitreise. Wut kommt in verschiedenen Facetten, eine davon ist die direktionale, produktive Wut auch Umstände, Ungerechtigkeiten (und das verdammte Schweinesystem!!), die Petrol Girls auf "Clowns" ausdrücken. Um überhaupt erst mal an den Punkt der Reflexion zu kommen, an dem man seine Wut so kanalisieren kann, braucht es erstmal etwas wildes rumgeschreie: und wo gibt's das, wenn nicht bei Frank Carter? "Juggernaut" ist ein komplett irrationales, selbstermächtigendes Schrei- und Spuckfest. Ich gegen die Welt, und wenn ich dabei draufgehe.
Nachdem wir uns dann etwas beruhigt haben, ziehen wir mal ein paar Konsequenzen aus unseren Gefühlen (okay, das passt jetzt nicht wirklich in das ganze Teenage Riot Konzept, aber hey, es ist ja immernoch meine Playlist). Ein bisschen Restwut steckt auch noch in "Cuntology 101", aber Lambrini Girls formulieren hier schon sehr klare selfcare Ambitionen, mit denen wir uns auch langsam rausbewegen aus den schmerzenden Teenie-Jahren. Rise Against kurbeln mit "Dancing For Rain" nochmal den Weltschmerz an, bevor "Rock 'n Roll Queen" (einen Videospiel-Classic konnte ich mir nicht verkneifen) und "Chewing Gum" wohlig nostalgisch in das Finale des Mixtapes einleiten. "Outrage" ist zwar auch wieder deutlich politischer als die direkt vorgeschalteten Songs, The Interrupters haben aber irgendwie auch immer diesen gewissen Oldschool-Sound, der auch bei den Subways und Amyl and the Sniffers mitschwingt.
Und fertig ist sie, meine Pubertäts-Punk-Playlist. Jetzt stellt euch mal vor, das Brett auf euren MP3 Player zu ziehen und mit den schmerzenden Plastikstöpseln im Ohr von der Schule nach Hause zu radeln, um euren Eltern zu erzählen, dass ihr euch gerne die Haare grün färben wollt.

Hermann Breitenborn
Hermann ist Videoredakteur im Miniatur Wunderland und Co-Host des Podcasts Ja, hier…Filme. Vom Kleidungsstil hängen geblieben irgendwo zwischen 1985 und 2005 geht es bei ihm musikalisch auch meistens nostalgisch zu, wobei von leise bis zu laut alles dabei sein darf.