GenreGPT - Ausgabe 14: Academic Noise Guitar Recital
23.07.2025 | Moritz Zelkowicz

Wir sind noch nicht am Gipfel der Absurdität, aber dennoch schwindelt es einen ob der Dinge die hier geschehen. Academic Noise Guitar Recital ist weniger ein Genre, als mehr ein musikwissenschaftlicher Mummenschanz, den sich windige Musikstudenten ausgedacht haben. Daher ist der Name auch keine offizielle Genrebezeichnung, ironisch schon, aber niemand nennt das ernsthaft so.
Was ist das denn nun? Es ist Gitarrenmusik, was ja erst einmal schön ist. Im Grunde spielt ANGR mit Dissonanzen, genauer Gesagt mit Rückkopplungen und anderen Störgeräuschen der elektrischen Gitarren. Projekte sind meist Ensembles aus mehreren Gitarren, die dann gemeinsam hoch-veranlagten Lärm machen. Das ganze geht in eine grobe Richtung Mathcore wie von The Hirsch Effekt beispielsweise. Man sollte auch dazu sagen, dass veröffentlichte Tracks, die ANGR zugeordnet werden können, sich diesem definitiv nicht zuordnen.
Und trotzdem gibt es einen Meister auf diesem Gebiet und sein Name ist Glenn Branca. Und er hat ANGR schon gemacht, da gab es diesen noch lange nicht. Hinzu kommt natürlich auch, dass schwer bis unmöglich zurückzuverfolgen ist, woher und von wann die Bezeichnung Academic Noise Guitar Recital stammt. Doch zurück zu Glenn Branca und seinem Album von 1981 „The Ascension“. Im Grunde ist das eine einzige Symphonie aus Dissonanzen, spannend trotzdem, dass er wiederkehrende Dissonanzen komponiert, regelrechte Refrains. Und das ist dann schon wieder beeindruckend, auf eine Weise. Denn Unfug klimpern kann wirklich jeder, aber den Unfug dann 1:1 wiederholen, das ist Komponieren. Naja.
Was soll man denn zu einem Genre sagen, das quasi nicht existiert, beziehungsweise, dessen Existenz von den partizipierenden Künstler*innen ignoriert werden? Es ist Lärm, Kompositionen aus Dissonanzen und Störgeräuschen, per Definition! Die es so nicht mal gibt! Sueco Viejo, das Internet wird sich nicht durchsetzen und die Musikwissenschaft steht offenbar in einer Sackgasse, alles Gute wurde anscheinend schon erforscht.
Wertung
Ohne es vorher geplant zu haben, hat mich dieses Album am Ende doch ziemlich abgeholt. Und auch wenn es die Vergleiche selbstverständlich wieder einmal hagelt, wird "Addicted To The Violence" auch Menschen erreichen, die die musikalische Vorgeschichte von Malakian nicht kennen. Und genau diesen Leuten wünsche ich dieses Gefühl zwischen Faszination und "Was zum Geier?!" beim ersten Anhören, welches ich damals an anderer Stelle hatte.

Moritz Zelkowicz
Moritz ist als Franke im sehr nahen Osten (Thüringen) gelandet. Er ist Teil der Lügenpresse auf Bundesebene und Bundesumweltminister der Redaktion. Musikalisch ist er überall dabei, ob Punk, Core oder Rap, erlaubt ist, was gefällt.