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Kolumne

Cave Peractorum V: Eddie Vedder und "Into The Wild"

22.05.2025 | Frank Diedrichs

Nur ein einziges Jahr voran geht es von meiner letzten zu dieser Kolumne. Das Jahr 2007 also... Dieses Jahr brachte eines der eindrucksvollsten Alben seit Langem heraus: "Into The Wild" des Pearl-Jam-Sängers Eddie Vedder. Dieses Album führt wiederum zu dem ein Jahr zuvor erschienenen gleichnamigen Film und dann ins Jahr 1996 zu einem ganz besonderen Buch von Jon Krakauer. Alle drei führen immer zu dem Gedanken des Ausstiegs.
©
Frank Diedrichs/Plattensprung/Frank Diedrichs

Die Geschichte beginnt mit dem unbeirrbaren Willen des US-Amerikaners Chris McCandless alles hinter sich zu lassen und das Leben für sich neu zu (er-)finden. Die gesellschaftlichen und familiären Konventionen waren für ihn mit seinem Idealismus nicht mehr vereinbar. Sein Weg führte von South Dakota bis nach Alaska, vom Abschlusssommer 1990 zum Fund seiner Leiche im August 1992. In diesen zwei Jahren verbrannte er seine Identität, legte er trampend tausende Kilometer zurück, brach mit Familie und meldete sich nur sporadisch bei Freunden. Chris machte sich unvorbereitet auf den Weg. Er wollte raus, das war alles, was Priorität hatte. Die Radikalität seines Auf- oder auch Ausbruchs mag mit zeitlichem oder persönlichem Abstand betrachtet naiv wirken und sein Idealismus, der tödlich endete, überzogen und weltfremd. Gedanken, die ich durchaus stützen kann. Aber wenn wir alle ehrlich zu uns selber sind, ruht im Unterbewusstsein dieser gleiche Wunsch, der immer wieder, gerade in Situationen, die einen Menschen aus welchen Gründen auch immer schier verzweifeln lassen, sich ins Bewusstsein drängt. Und dann stellen wir uns vor, mit vielen Dingen und Menschen zu brechen und sich aufzumachen. Der Auslöser kann ein Job sein, der zehrt und keine Erfüllung bietet. Aber auch gesellschaftliche Entwicklungen, die einem an den Menschen zweifeln lässt, oder das Gefühl des Gefangenseins in familiären Strukturen. Bei mir spielen eher zwei Aspekte eine Rolle, die mich triggern. Zum einen in einer Gesellschaft leben zu müssen, die sich immer weiter von meinen Idealen des politischen und werteorientierten Zusammenlebens entfernt, und andererseits dieses unbestimmte Empfinden, dass mir zur Identitätsentwicklung irgendetwas nicht Greifbares fehlt. 

Puh, verzeiht, diese doch sehr lange Ausführung für eine doch recht einfache Erkenntnis: Manchmal will mensch einfach nur raus. Das war auch die Faszination, als ich irgendwann 2007 die DVD „Into The Wild“ entdeckte. Mich reizte die Aussteiger-Story sofort und das Kribbeln, jemanden zu begleiteten, der sich das ungeheuerliche Recht herausnahm, über sich selbst zu bestimmen. Dass der Film auf wahren Begebenheiten beruht, machte ihn noch interessanter. Um auch hier etwas abzukürzen… Die Story, die bildgewaltige Komposition der Landschaft Alaskas und die Charaktere waren grandios und tiefgründig. Alles wurde umrahmt und begleitet von einem Soundtrack, der mich sofort in den Bann gezogen hatte. Mir war beim Kauf der DVD nicht bewusst, dass Eddie Vedder die Musik für den Film komponiert hatte. Dieser Aha-effekt stellte sich erst im Verlauf des Filmes heraus. Die Musik ließ mich nicht mehr los, auch der Film hallte lange nach. Eine schnelle Recherche ergab, dass die CD mit der Filmmusik auch in diesem Jahr auf CD erschienen war. Beim nächsten Besuch eines Elektronik- und Musikdiscounters konnte ich mir dieses bis heute berührende Stück Musik erwerben und somit endlich tiefer in die Texte und die Musik hineintauchen.

Die einzelnen Songs spiegeln die Etappen auf McCandless‘ Reise. Dabei spannt Vedder den Bogen von Euphorie und Freiheit über Einsamkeit und der Erkenntnis vom eigenen Tod. [Hier die Verknüpfung der Tracks mit den einzelnen Filmabschnitten zu ziehen, würde den Rahmen sprengen. Ich werde mich auf die Lieder beschränken.] Der Opener „Setting Forth“ stimmt auf diesen Aufbruch ein, indem er das Loslassen gesellschaftlicher Zwänge aufgreift und die Selbstbestimmung in den Mittelpunkt stellt. Mir gefällt, dass durch die Kürze des Songs und seine treibende Kraft, diese Aufbruchsstimmung eingefangen wird. „No Ceiling“ verursacht in mir heute noch Herzklopfen, dieses Wummern, das beginnt, wenn sich tief in meiner Seele etwas bahnbrechen möchte, unabhängig von negativ oder positiv behafteten Emotionen. „Ah, empty pockets will allow a greater sense of wealth“ – wow, eine Erkenntnis in „Far Behind“, die mich heute noch beschäftigt, wenn ich das Rattenrennen um Immobilien, Prestige, Autos oder um das Standing im ‚richtigen‘ Teil der Gesellschaft beobachte. Mir imponierte das bewusste Zurücklassen von Menschen, Konsum und Gesellschaft. Eddie Vedder hat diese Stimmung aber mit solch einer Bitterkeit umgesetzt, dass ich trotz aller Gedankenspiele mir vor Augen führte, welch hohen Preis wir mit diesem Bruch bezahlen. In „Rise“ betont Vedder aber die Hoffnung, die Chris McCandless in seine Reise setzt, kommt aber nicht umhin, diese in „Long Nights“ durch eine innere Dunkelheit und erste Zweifel anzugreifen. Mensch spürt förmlich, wie die Stimme Vedders an der Hoffnung festhalten möchte, aber die Melancholie nicht verbergen kann. Die Begleitung durch die sanfte gespielte Akustikgitarre verschafft dieser Zerrissenheit noch mehr Nachdruck. „Toulumne“ verschafft eine Pause aus dem Kampf mit sich selbst und der Entscheidung des absoluten Bruchs. Der Dualität von Schönheit der Natur und deren Gefahren widmet sich Vedder in „Hard Sun“. In dem Track setzt Vedder die Gegensätze, denen Chris begegnet, textlich passend um. Dabei verzichtet er durchaus bewusst auf die musikalische Umsetzung. Was für uns dramatisch wäre, in einer uns feindlichen Umgebung zu überleben, ist für die Natur halt ‚natürlich‘. So klingt der Song phasenweise eher spiritualistisch, als ob die Sonne als Sinnbild der Natur um Nachsicht gebeten wird. 

Mein persönlicher Herzenssong ist „Society“. Textlich ein gesellschafts- und konsumkritisches Manifest, ist es aber auch eine erneute Rechtfertigung für die Entsagung und den Individualismus, für den sich Chris McCandless entschieden hat. Besonders die letzte Strophe prangert das materielle Streben nach mehr an und warnt davor, „means for every point you make, your level drops“. Vedder singt den Song auf einer durchaus als versöhnlich zu beschreibenden Ebene, als hätte sich Chris mit der anderen Welt arrangiert und akzeptiert, dass sie nur getrennt voneinander existieren können. Das Gitarrensolo, welches die letzte Strophe vorbereitet bereitet mir immer noch Gänsehaut. Society hat sich so sehr in mir eingebrannt, dass ich mit so einem Willen auf Gitarre lernen wollte, einschließlich Solo. Und wenn ich in unregelmäßigen Abständen die Gitarre in die Hand nehme, spiele ich immer als erstes das Solo aus „Society“.

There's those thinking, more or less, less is more
But if less is more, how you keeping score?
Means for every point you make, your level drops
Kinda like you're starting from the top
You can't do that

In „The Wolf“ scheint es fast, als entfremde sich Chris noch mehr von der Gesellschaft, aus der er ausgebrochen ist. Er taucht ein in einen instinktiveren Zustand. „The End Of Road“ klingt leicht beschwingt, auch wenn in dem kurzen Gesang Vedders eine deutliche Schwere liegt. Aber hier wird deutlich, dass ein Abschied bevorsteht, vielleicht sogar die Akzeptanz des eigenen Todes, denn „for me it ends at the end of the road“. Eddie Vedder lässt die Reise Chris McCandless‘ mit dem Track „Guaranteed“ Revue passieren. In berührender Weise und ambivalent schwankend zwischen Tragik und Stolz steht eine Erkenntnis im Zentrum seines Lebens: „I knew all the rules, but the rules did not know me!“ Mich trifft diese Erkenntnis auch immer wieder und wir alle müssten uns über diese Worte im Klaren sein, wenn wir uns mit unseren Kindern oder unseren Schüler:innen auseinandersetzen und ihnen unsere Regeln aufzwingen und sie in ein starres Korsett zwingen. Die CD-Variante endet nach zwei Minuten Stille mit einer Humming Vocal-Version von „Guaranteed“ und lässt mich jedes Mal fragend, still, grübelnd, nachdenklich und unschlüssig zurück. 

Die Musik Eddie Vedders gibt dem Film einen perfekten Rahmen, indem sie das Innere Chris McCandless‘ in Melodien und Worte kleidet. Dabei spielt der Pearl-Jam-Frontmann die meisten Instrumente selber ein. Es entsteht beispielsweise durch den Einsatz von Mandoline, Banjo, Klavier, Gitarre und Schlagzeug ein folkiger Sound, der Natur und Mensch einfängt.

Bereits 1996 brachte Jon Krakauer, ein amerikanischer Journalist, den Tatsachenroman „In die Wildnis“ heraus, auf dessen Grundlage der Film von Sean Penn inszeniert wurde. Penn verzichtete bei der Umsetzung darauf, die Beweggründe in aller Tiefe darzustellen, um den Zuschauer:innen Platz für ihre eigene Interpretation zu lassen. Krakauer setzt sich mit Familienmitgliedern, Freunden und weiteren Zeugen, denen McCandless auf seinem Weg begegnet ist, auseinander und verfolgt so die zweijährige Reise, an dessen Ende der tragische Tod steht. Das Buch habe ich mir auch besorgt und sofort verschlungen. 

So spannend der Gedanke des eigenen Ausstiegs ist, war dieser für mich doch nie eine Option. Aussteigen ja, für einen kurzen Zeitraum. Aber länger oder für immer? Ja, reizvoll, aber nicht alleine. Auch wenn der gesellschaftliche Zustand einen Ausstieg befeuert, würde ich meine Familie nicht zurücklassen wollen.

Geschaut habe ich den Film „Into The Wild“ nur zweimal. Ehrlich gesagt, bereitet mir der Gedanke sofort einen Kloß im Hals, da ich das Ende kenne. Und das hat mich schon beim ersten Schauen fertig gemacht. Das erspar ich mir. Da würde ich doch lieber das Buch nochmals lesen, weil die Sachlichkeit die Geschichte erträglicher macht. Aber die Musik Eddie Vedders bringt mich jedes Mal zu Chris zurück, erspart mir aber sein tragisches Ende.

Frank Diedrichs

Frank lebt seit über zwanzig Jahren in der Mitte Niedersachsens und unterrichtet Kinder und Jugendliche an einer Oberschule. Nach seiner musikalischen Erstprägung durch die Toten Hosen und Abstürzenden Brieftauben erweiterte er seine Hörgewohnheiten: Folkpunk, Singer-/Songwriter, Blues, Deutschpunk, US-/UK-Punk. Dabei kommt von Johnny Cash über The Beatles und Pascow bis hin zu Marvin Gaye eine Menge Vielfalt aus den Boxen, am liebsten als Vinyl.

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